Sportvereine in den Bundesländern: Sportvereine in Hessen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 1: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 469-499; Lit.-Verz.: S. 804-813, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006588
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportvereine in Hessen erweisen sich nach wie vor als anpassungsfähige Stabilitätselemente in einer sich schneller wandelnden Gesellschaft. So zeigen die neuesten Befunde des Sportentwicklungsberichts, dass hessische Sportvereine mit der offenen Ganztagesschule und dem achtjährigen Gymnasium immer besser zurechtkommen. Immerhin 30% der Vereine in Hessen engagieren sich in besonderer Weise für Flüchtlinge. 34% der Vereine ermöglichen Menschen mit Behinderungen Sport und 48% der Vereine in Hessen engagieren sich mittlerweile in besonderer Weise für die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein. Gleichzeitig bleibt die gemeinwohlorientierte Grundausrichtung der Sportvereine stabil: Sie bekennen sich weiterhin in hohem Maße zu Wertevermittlung. einem preisgünstigen Sportangebot sowie einer ehrenamtlich organisierten Vereinsführung. Zudem engagieren sie sich für die gleichberechtigte Partizipation von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern. Mehr als 260 Vereine in Hessen sind überdies als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Der Anteil der Vereine, die sich in besonderer Weise im Gesundheitsbereich engagieren, pendelt sich bei etwa 28% ein. Auffallend ist jedoch, dass die Gesundheitssportangebote insgesamt einen rückläufigen Trend verzeichnen. Dieser Rückgang bestätigt die Ergebnisse der Vereinsphilosophie zum Engagement im Bereich Gesundheitssport und entspricht dem Bundestrend. Die finanzielle Situation der Sportvereine in Hessen ist stabil. Die Wahrnehmung der Finanzsituation als Problem des Vereins ist im Durchschnitt sogar signifikant gesunken. Sie stellt dennoch für knapp 5% der Vereine in Hessen ein existenzbedrohendes Problem dar. Ähnlich ist die Situation bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Obwohl der gesetzliche Mindestlohn für die Mehrheit der Vereine in Hessen offenbar kein großes Problem darstellt, bereitet er immerhin 5% der Vereine größere Probleme. Im Hinblick auf Verfügbarkeit, Zustand oder Eignung von Sportanlagen zeigt sich eine Problemverschärfung, jedoch auch keine Verbesserung der Situation. Bei der Diskussion der Sportstättenprobleme ist zu berücksichtigen, dass Sporthallen erst im Laufe der Erhebung sowie danach verstärkt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden und diese besondere Problematik nur teilweise erfasst werden konnte. Zum Zeitpunkt der Erhebung (17.09.-08.12.2015) gaben etwa 250 Vereine in Hessen an, von ihnen genutzte Sportanlagen seien in den vergangenen zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Anteilig liegt diese Zahl etwas unter dem Bundesschnitt. Hauptproblem der hessischen Sportvereine bleibt ganz klar die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Zwar liegen keine signifikanten Veränderungen der Anzahl an Engagierten in formalen Positionen auf der Vorstands- oder Ausführungsebene (z.B. Schiedsrichter, Übungsleiter) vor, doch stellt das größte wahrgenommene Problem in erster Linie nach wie vor die Bindung und Gewinnung von ehrenamtliche Funktionsträger dar. Für die Vereine in Hessen liegt dieses Problem darüber hinaus über dem Bundesschnitt. Trotz der bedeutenden Gemeinwohlleistungen der Sportvereine sollte folgenden Befunden Aufmerksamkeit geschenkt werden: 15% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die Prävention sexualisierter Gewalt engagieren. Weiterhin stimmen 8% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich stark in der Jugendarbeit engagieren. Immerhin 5% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie älteren Personen und Familien Sport ermöglichen wollen und 3% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, sich für die gleichberechtigte Partizipation von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern zu engagieren. Lediglich 2% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Menschen mit Migrationshintergrund Sport ermöglichen möchten. Insgesamt ist zu prüfen, ob diese Befunde auf eine Konzentration der entsprechenden Vereine auf ihre Kernaufgaben schließen lassen, ob die Strategie- und Kommunikationsarbeit der Verbände diese Vereine nicht erreicht oder ob andere Gründe für die Ablehnung vorliegen.