Evaluation konditioneller Leistungsfähigkeit im Vergleich von A-Jugend-Bundesliga- und DKB Handball-Bundesliga-Spielern

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Eberl, Charlotte Johanna
Gutachter:Baum, Klaus; Wegner, Manfred
Veröffentlicht:Köln: 2015, 164 S. + 1 CD-ROM, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Physiologie und Anatomie
Hochschulschriftenvermerk:Köln, Dt. Sporthochsch., Diss., 2015
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online) Elektronische Ressource (Datenträger)
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201611008006
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die im Leistungssport viel diskutierte Situation der Nachwuchs- und Anschlussförderung wirft aktuell gerade im Handball immer wieder die Frage auf, warum die derzeitigen Bundesligavereine nicht auf die durchaus vorhandenen, talentierten und leistungsstarken Nachwuchsspieler setzen. Die Frage, warum sich diese Spieler nur selten bzw. vereinzelt durchsetzen können, wurde in der wissenschaftlichen Literatur bisher nicht diskutiert. Belastungsprofile aus dem Spielsport Handball gibt es in der Literatur bereits, eine Ist-Analyse des Leistungsstandes sowie eine Darstellung der Leistungsunterschiede konditioneller Fähigkeiten von Jugend- und Profispielern fehlen jedoch und sind in dieser Arbeit dargestellt. Bei den Probanden (n=102) wurde zwischen Jugendspielern (n=55) und Profis (n=47) sowie innerhalb der Profis zwischen nationalen und internationalen Spielern unterschieden. Es wurde eine auf wissenschaftlich standardisierten Tests basierende Testbatterie und ein eigens entwickelter Test durchgeführt. Die Ergebnisse wurden statistisch über Mittelwertdarstellungen, Korrelationen und Varianzanalysen ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Jugendspieler (J) im Bereich der konditionellen Leistungsfähigkeit mit den professionellen Spielern (P) mithalten können. In vielen Merkmalen sind die Profis zwar minimal leistungsstärker, die Unterschiede sind aber nicht immer signifikant. Im Drop Jump – sowohl bei der Bodenkontaktzeit (J=196 ± 45 ms; P=198 ± 39 ms) als auch bei der Sprunghöhe (J=44 ± 7 cm; P=42 ± 4 cm) – und im Shuttle Run (als VO2-max (ml / (kg∙min)) J=53,7 ± 4,9; P=51,3 ± 5,4) sind die Jugendspieler gering, aber nicht signifikant leistungsstärker. Signifikant (p <0,05) unterscheiden sich die Jugendspieler zu allen Profis in der Körpergröße stehend (J=186 ± 6 cm, P=193 ± 7 cm), in der Körpergröße sitzend (J=95 ± 4 cm; P=100 ± 3 cm), im Gewicht (J=84 ,8 ± 9,5kg; P=98,5 ± 9,7 kg), beim prozentualen Körperfettanteil (J=11 ± 5,2 %; P=15,7 ± 5,9 %), in der Anzahl der wiederholten Liegestütz20s (J=32 ± 6; P=37 ± 8), im Standweitsprung (J=239 ± 17 cm; P=262 ± 26 cm) und in der 10-m-Sprintzeit (J=1,64 ± 0,07 s; P=1,59 ± 0,14 s). Im Vergleich von Jugendspielern mit den internationalen Profis fällt auf, dass diese sich in den hier genannten signifikanten Merkmalen noch deutlicher unterscheiden. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass es den Jugendspielern primär nicht an der grundsätzlichen konditionellen Leistungsfähigkeit in Sprint, Sprung, Ausdauer und azyklischen Bewegungen mangelt. Sie zeigen aber, dass ein statistisch hoch signifikanter Unterschied im Bereich der Konstitution (Größe, Gewicht und Körperfett) zu finden ist. Da auf die konstitutionellen Unterschiede, explizit die Größe, kein Einfluss genommen werden kann, bleibt die Frage, inwieweit über ein gezieltes Training das Gewicht eines Jugendlichen beeinflussbar ist. Da dieses jedoch von vielen endogenen und exogenen Faktoren beeinflusst wird, kann als eine grundsätzliche Empfehlung verstärktes Krafttraining gegeben werden. Ob diese Art des Trainings bei den jugendlichen Spielern Erfolg versprechend ist, bleibt zwar auch individuell zu betrachten, dennoch sollte es grundsätzlich erwogen werden. Eine in der Talentauswahl frühe Selektion nach konstitutionellen bzw. biologischen Reifegraden ist allerdings nur bedingt zu empfehlen. Eine Förderung im Bereich der konditionellen Fähigkeiten und der Beweglichkeit von biologisch reiferen Spielern sollte allerdings intensiviert werden, ohne jedoch spielstarke, aber vielleicht kleinere Spieler zu vernachlässigen oder gar auszusortieren. Das derzeitige Ausbildungsziel von technisch und taktisch guten „Allroundern“ - zumeist kleinere, aber schnelle und bewegliche Spieler - scheint im Übergang zum Seniorenbereich möglicherweise ein Hindernis darzustellen. Die zu erkennenden konditionellen Unterschiede in Abhängigkeit von der Spielposition zeigen, dass diese bereits in der Jugend zu finden sind und sich mit denen der Profis nahezu decken. Diese Erkenntnis (wie auch von Matthys 2012 dargestellt) eröffnet eine neue Diskussion über frühere positionsspezifische Förderung und vor allem eine frühere Selektion anhand anthropometrischer Merkmale und biologischer Reife. In der Anschlussförderung der U19 (A-Jugend) zum Seniorenbereich sollte vermehrt darauf Wert gelegt werden, dass die hoffnungsvollen Talente die Chance bekommen, früh und rechtzeitig im Seniorenbereich zu spielen, um dort ihre Spielqualität weiter zu verfeinern und sich an die körperliche „Härte“ zu gewöhnen. Das Spielen in der Zielgruppe bringt mit den nötigen athletischen und spielerischen Grundlagen aus der Jugend die gewünschte Adaptation und letztlich das erfolgreiche Spielen in der Bundesliga. Ziel in der Ausbildung von Jugendspielern sollte also die hier dargestellte nötige Ausbildung der Kraftfähigkeit, auch im Sinne einer Körpermassenzunahme, und das frühe Integrieren der Talente in den Seniorenbereich sein. Außer Frage steht, dass es nicht das Ziel sein kann, jeden Jugendbundesligaspieler in den Seniorenbereich eines Bundesligavereins zu integrieren. Eine auf körperliche Merkmale ausgerichtete Talentsichtung allein ist nicht ausreichend, um mehr Talente für die Bundesliga zu rekrutieren. Vielmehr sollte für alle ein gleiches Training, explizit im Bereich der Kraftfähigkeit, erfolgen. Hoffnungsvolle Talente, die schon früh durch spielerische und körperliche Merkmale auffallen, sollten gezielter und individueller gefördert werden.

Abstract des Autors

The support and promotion, as well as the ongoing assistance of young talents is an often discussed topic in competitive sports. Particularly in Handball, it is presently wondered why the current professional teams in Germany do not count on the definitely talented and efficient young players. The question why these players can only prevail exceptionally has not been discussed in academic literature so far. An actual state analysis of the performance level, as well as the display of the variation of conditional abilities of youth players and professional players have not been examined and are depicted in this essay. The group of probands is divided into youth players (n=55) and professional players (n=47). The results are based on scientifically standardized physical tests (DJ, CMJ, LJ, Tapping, Shuttle Run, 20- m-Sprint, Push-ups) and on a specifically developed test (Complex Test). Furthermore, these results have been statistically evaluated through average figures, correlations and analysis of variance. The results of this essay show that the youth players (J) can keep up with the professional players (P) in terms of conditional performance. A significant difference between J and P is observable regarding the body height upright (J=186 ± 6 cm, P=193 ± 7 cm), the body height sitting (J=95 ± 4cm; P=100 ± 3 cm), the weight (J=84,8 ± 9,5 kg; P=98,5 ± 9,7 kg), the body fat percentage (J=11 ± 5,2 %; P=15,7 ± 5,9 %), the number of push-up repetitions (J=32 ± 6; P=37 ± 8), the Long Jump (J=239 ± 17 cm; P=262 ± 26 cm) and the intermediate time 10-m- Sprints (J=1,64 ± 0,07 s; P=1,59 ± 0,14 s). Comparing youth players with international professionals, it becomes obvious that the difference in the referring significant features is even considerably higher. The results at hand show that youth players do not primarily lack of basic conditional performance. They show however, that there is a significant difference in the field of physical constitution (height, weight, body fat).