Fußballfans und sozialer Wandel : die Verbürgerlichungsthese im historischen Ländervergleich zwischen England und Deutschland

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Football fans and social change : the subject of embourgeoisement in historical comparisons between England and Germany
Autor:Fürtjes, Oliver
Erschienen in:On and off the field : Fußballkultur in England und Deutschland
Veröffentlicht:Wiesbaden: Springer VS (Verlag), 2014, S. 129-156, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
DOI:10.1007/978-3-658-00133-9_7
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201609006324
Quelle:BISp

Abstract

Sowohl in England als auch in Deutschland gilt der Fußball in der Vergangenheit als klassischer Proletariersport. Vor diesem Hintergrund wird der als Verbürgerlichung bezeichnete Wandel zum gegenwärtigen klassenlosen Fußballpublikum vornehmlich auf die voranschreitende Kommerzialisierung und Mediatisierung des Fußballs in der Postmoderne, wie sie vor allem in den 1990er Jahren eine enorme Dynamik erfuhren, zurückgeführt. Auf der Grundlage empirischer Daten kann jene Verbürgerlichungsthese jedoch nicht nachgewiesen werden. Die Überprüfung der Berufsstrukturen in den Stadien der höchsten Fußballiga in England (1983 bis 2008) und Deutschland (1977 bis 2009) verdeutlicht vielmehr, dass der Fußball kulturübergreifend sowohl in England als auch in Deutschland auch schon in der Zeit vor 1990 ein klassenloses Massenvergnügen war. Dies kann empirisch gesichert auf der Basis repräsentativer Daten zum Sozialprofil der regelmäßigen Leser von deutschen Fußballfachmagazinen auch für die 1950er Jahre nachgewiesen werden. die länderübergreifend als Hochphase des Arbeiterklasse-Fußballs gelten. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Verbürgerlichung des Fußballpublikums allein aus der inter- und intragenerationellen Aufstiegsmobilität infolge des sozialstrukturellen Wandels erklärbar wird und die Kennzeichnung des Fußballs als Proletariersport aus einer undifferenzierten Wahrnehmung der Gesellschaftsstruktur im Industriezeitalter resultiert.

Abstract

Football is regarded, historically speaking, as a classic proletarian sport in England and Germany. The supposition that this has changed and that football spectators have become classless has been described as embourgeoisement. In specialist debates in recent years this process has been attributed to the increasing commercialization and mediatisation of football in a postmodern context principally since the 1990s. However, by examining the professional backgrounds of people attending football matches in the stadia of the top league clubs in England and Germany between 1983 and 2008, one sees instead that football was already a form of classless mass entertainment both in England and Germany prior to the 1990s. As far as Germany is concerned, this can be proven empirically even for the 1950s on the basis of representative data pertaining to the social class profile of regular readers of specialist football magazines. And the 1950s are generally considered to be the era of working class football. The analysis demonstrates that the partisan characterisation of football as a proletarian sport in both countries is the result of an undifferentiated perception of social structures in the industrial age.