Sportpresse unter Druck : die Entwicklung der Fußballberichterstattung in den bundesdeutschen Printmedien ; eine komparative Studie am Beispiel der Fußball-Weltmeisterschaften 1990 und 1998

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Wipper, Herdin
Gutachter:Gebauer, Gunter; Alkemeyer, Thomas
Veröffentlicht:Berlin: 2003, 354 S. [+Anhang 352 S.], Lit.
Forschungseinrichtung:Freie Universität Berlin / Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie
Hochschulschriftenvermerk:Berlin, Freie Univ., Diss., 2003
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Graue Literatur Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201609006293
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Das Fernsehen hat sich in den 90er Jahren immer mehr zum Leitmedium entwickelt. Hintergrund ist die Einführung des Dualen Systems 1984, wodurch sich der Konkurrenzkampf auf dem Medienmarkt enorm verschärfte. Besonders die Sportübertragungrechte waren gefragt, da Sport für das Fernsehen relativ billig zu produzieren ist und stabile Einschaltquoten garantiert. Das gilt vor allem für den Zuschauermagneten Fußball. Durch das erhöhte Medieninteresse und die ausgeweiteten Sendezeiten im Fernsehen explodierte auch die Kommerzialisierung des Profifußballs: Gehälter und Transfersummen stiegen gewaltig, Merchandising und Sponsoring spielten eine immer größere Rolle. Die TV-Berichterstattung über die Sportart Nummer eins in Deutschland wurde in erster Linie durch die sat.1-Sendung "ran" revolutioniert. Neue Kamerapositionen, Computeranimatio-nen sowie eine Vielzahl von Daten, Fakten, Analysen und Hintergründen prasselten auf den Zuschauer ein. Dadurch verengte sich der Spielraum für die Printmedien immer mehr, da der Fan durch das Fernsehen bereits rundum informiert wurde. Die vorliegende Studie vergleicht auf inhaltsanalytischer Basis die Berichterstattung von drei Tageszeitungen und zwei Sportzeitschriften über die Fußball-Weltmeisterschaften 1990 und 1998, da diese beiden Großereignisse den Anfang bzw. den zwischenzeitlichen Höhepunkt der hier skizzierten Entwicklung markieren. Anhand mehrerer quantitativer Methoden und mit Hilfe von zehn Experteninterviews werden die Unterschiede in der Berichterstattung herausgearbeitet. So läßt sich festhalten, daß die Sportpresse auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert hat. Sie hat der WM 1998 einen größeren Stellenwert beigemessen als dem Turnier acht Jahre zuvor. Die Tageszeitungen berichteten 1998 in größerem Umfang über die WM; die Sportzeit-schriften veröffentlichten mehr Artikel. Die von der Forschung bereits Anfang der 90er Jahre belegte Hinwendung der Sportpresse zur Komplementärfunktion hat sich weiter verstärkt, wodurch die Vormachtstellung des Fernsehens, das die Themen vorgibt, unterstrichen wird. Außerdem bemühen sich die untersuchten Publikationen um eine modernere Präsentation ihres Produktes, wobei sie sich häufig das Fernsehen als Vorbild nehmen. 1998 werden wesentlich mehr Farbfotos eingesetzt, ein ansprechenderes Layout kreiert und eine lockerere, direktere Sprache verwendet. Dies macht schon deutlich, daß eine Boulevardisierung der Sportpresse eingesetzt hat, die auch in der Themenwahl und -bearbeitung hervortritt. So setzen die seriösen Tageszeitungen und die Sportzeitschriften häufiger auf Geschichten aus dem Privatleben der Sportler. Zudem werden Dinge wie Sensationsmache, Starkult und nationalistische Tendenzen bewußt und zum Teil verstärkt angewandt, um die Leserbindung zu erhöhen. Dabei haben die Blattmacher keine klaren Vorstellungen von den Erwartungen ihrer Leser. Überhaupt sind die Printjournalisten im Sportbereich stark verunsichert, zumal sich ihre Arbeitsbedingungen durch die übermächtige TV-Konkurrenz enorm erschwert haben.