Abstract des Autors

Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte bilden an deutschen Schulen immer noch eine kleine Minderheit. Dieser Mangel kann auch als ein Merkmal sozialer Ungleichheit gewertet werden, das seine Entsprechung darin findet, dass es einen auffällig geringen Anteil an Personen aus Einwandererfamilien gibt, die im öffentlichen Dienst oder in sogenannten „Vertrauensberufen“ arbeiten, zu denen auch der Beruf des Lehrers gehört. Zum anderen stellt dieser Mangel aber auch eine enorme Vergeudung von gesellschaftlichen Ressourcen dar, wenn man bedenkt, welch besonderes pädagogisches Potential in Lehrkräften mit Migrationsgeschichte steckt. Wo aber liegen die Ursachen für die bisher nur geringe Beteiligung am Lehrerberuf, speziell am Sportlehrerberuf? Wie kann man eventuell bestehende Zugangsbarrieren beseitigen? Oder umgekehrt gefragt: Welche Bedingungen führen zur Wahl des Sportlehrerberufs bzw. begünstigen diese Wahl bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund? Aufgrund von Ergebnissen zur sportbezogenen Sozialisationsforschung bei Migrantinnen ist zu vermuten, dass sich ein langfristiges Engagement in einem Sportverein günstig auf die Entwicklung jener Voraussetzungen, die für die Wahl des Studienfaches ‚Sport‘ für den Lehrerberufs entscheidend sind, auswirken kann. Studien zu diesen Fragen liegen derzeit nicht vor. In einer Pilotstudie an der Universität Bie1efeld wurde ihnen erstmals nachgegangen, und zwar mit Hilfe qualitativer Interviews. Zur Vorbereitung dieser Interviews wurde zunächst anhand der einschlägigen Forschungsliteratur ein theoretischer Bezugsrahmen aufgespannt, mit Hilfe dessen nach den Faktoren gefragt wurde, die einerseits junge Migranten und Migrantinnen von einem Lehramtsstudium abhalten, bzw. andererseits die Wahl eines Sportstudiums begünstigen können. Sodann wurden vier Sportlehrer und Sportlehrerinnen mit Migrationshintergrund nach den Faktoren, die ihre Wahl des Sportstudiums für den Lehrerberuf gefördert bzw. erschwert haben, befragt. (geändert)