Zwischen reformpädagogischem Idealismus und neoliberaler Verwertungslogik : Facetten der historischen Genese der modernen Olympischen Spiele

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Müllner, Rudolf
Erschienen in:Bewegung & Sport
Veröffentlicht:70 (2016), 2, S. 3-7, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1726-4375
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201605003089
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Seit nunmehr 120 Jahren werden Olympische Spiele veranstaltet. Sie sind zweifellos die wichtigsten Sportevents der Moderne und werden global rezipiert. Kurz vor der jeweiligen Veranstaltung tauchen in den Medien regelmäßig Berichte auf – siehe Sotschi, Peking oder aktuell Rio –, die etwa die politische Vereinnahmung des Sports, dessen Gigantomanie, die Korruption innerhalb des IOC oder soziale, politische oder ökologische Missstände in den jeweiligen Veranstaltungsstädten beklagen. Betrachtet man die Entwicklung der Olympischen Bewegung aus einer historischen Perspektive, so zeigt sich neben der medialen Dauerkrise zweierlei: Einerseits eine mächtige Sportorganisation, die mit ihren teilweise hehren Bekenntnissen noch im 19. Jahrhundert verhaftet zu sein scheint. Zu denken ist dabei etwa an die idealistischen pädagogischen Vorgaben wie Friedenserziehung oder Völkerverständigung. Anderseits kann gezeigt werden, dass das IOC aber auch eine durchaus slicke Organisation darstellt, der es auch im „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawn) immer wieder gelang, sich flexibel an die zum Teil widrigsten politischen Machtverhältnisse anzupassen, beziehungsweise diese für sich zu nutzen. Gezeigt wird das im vorliegenden Artikel konkret an drei Beispielen. Erstens anhand der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele im Berlin 1936. Drei Jahre vorher verpassten dabei die verantwortlichen Funktionäre auf der IOC-Session in Wien eine entscheidende Weichenstellung, um die Spiele den nationalsozialistischen Machthabern zu entziehen. Zweitens anhand der erfreulich ansteigenden Frauenteilnahme und drittens durch einen Blick auf Mediatisierungs- und Ökonomisierungsprozesse unter neoliberalen Bedingungen.