Beschleunigen wie die Bobfahrer : Athletik- und Schnelligkeitstraining in der Halle

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Rotter, Dieter
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:27 (2016), 1, S. 23-29
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201602000490
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Bobfahrer müssen über eine kurze Distanz (bis 60 Meter) maximale Kraft- und Schnelligkeitswerte entwickeln. Anders als beim reinen Sprinter hängt das Ergebnis eines Bobanschiebers hauptsächlich von dessen Kraftwerten ab. Anschieber besitzen daher nicht nur deutlich mehr Muskelmasse, sondern verfügen auch über bessere Schnellkraftwerte als die meisten Sprinter. Obwohl es nicht das Ziel eines Beschleunigungstrainings für Sprinter sein sollte, Muskelmasse aufzubauen und 30-Meter-Weltmeister zu werden, kann sich ein „bobspezifisches“ Training in etwas reduziertem und individuell angepasstem Umfang durchaus positiv auf die Beschleunigungswerte von Kurzsprintern in der Startphase auswirken. Untersuchungen belegen, dass ein Schnelligkeitstraining mit vielen gleichartigen Wiederholungen (z. B. Beschleunigungsserien über 30 Meter) zu einer motorischen Barriere führt. Der Athlet wird durch die vielen Kurzsprints also nicht schneller, sondern er zementiert seine Geschwindigkeit bei seiner aktuellen Schnelligkeit (Schnelligkeitsbarriere). Aus diesem Grund ist ein progressives, abwechslungsreiches Schnelligkeitstraining wichtig. Dabei sollte die Trainingsübung die gleiche Struktur wie die Zielübung aufweisen, aber nach dem Prinzip der kraft- und bewegungsorientierten koordinativen Variation modifiziert werden. In der Vorbereitungsphase kommt dem Kraftaufbau eine besondere Bedeutung im Training zu. Aufbauend auf einem allgemeinen Stabilisierungstraining sollte in dieser Zeit ein kraftorientiertes Schnelligkeits- und Beschleunigungstraining durchgeführt werden. Zur Vorbereitung und zur ganzjährigen Absicherung solcher und ähnlicher Belastungen ist ein abwechslungsreiches Athletiktraining wichtig. Das spezifische Sprint(kraft)training sollte folgendermaßen aufgebaut werden: 1. maximale Krafteinsätze der Bein-/Hüftstrecker – hohe Belastung, maximal schnelle Bewegungsausführung; 2. explosive (reaktive) Sprünge, gegebenenfalls mit leichtem Zusatzgewicht; 3. Beschleunigungsläufe und kurze Sprints im koordinativen Grenzbereich von etwa 80-90 % – keine Maximalsprints (z. B. Steigerungsläufe bis höchstens 90 %). Während der Winterzeit steht den meisten Vereinen nur eine normale Sporthalle ohne Kunststoffbahn für das Training zur Verfügung, auch auf einen Kraftraum können nicht alle zurückgreifen. Aber gerade in den Schulsporthallen gibt es vielfältige Möglichkeiten, ein motivierendes und dennoch zielorientiertes Sprint(kraft)training durchzuführen. Ebenso können Geräte, wie etwa ein Zugschlitten ohne großen Aufwand selbst gebaut oder eher ungewöhnliche Trainingsmaterialien (wie z. B. das Slideboard) für ein abwechslungsreiches Training angeboten werden. Zu beachten ist, dass der verfrühte Einsatz sehr spezieller Trainingsmittel, die Athleten im Leistungsbereich vorbehalten sein sollten, dazu führen kann, dass es zu einer vorzeitigen Leistungsausprägung kommt, ohne dass die mögliche Lebenshöchstleistung erreicht wird. Im schlimmsten Fall kann die hohe Intensität zu Überlastungen und Verletzungen führen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)