Eltern im Leistungssport : zwischen ehrgeizigen Antreibern und unverzichtbaren Karrierebegleitern?!

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Lautenbach, Franziska; Lobinger, Babett Helen
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:19 (2014), 1/2, S. 6-14
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201504003339
Quelle:BISp

Abstract

Kinder, die regelmäßig Sport treiben, geschweige denn Karrieren im Leistungssport, sind ohne Eltern kaum denkbar. Strittig scheint allein, ob Mütter und Väter dabei als zurückhaltende, liebevolle und unterstützende Eltern zu sehen sind oder etwa als „helicopter parents“, die jeden Schritt ihres Kindes begleiten und buchstäblich über ihnen kreisen. Bei der Betrachtung der dargestellten Extreme stellen sich mehrere Fragen, wie etwa welches Elternverhalten förderlich ist, wie die Kooperation zwischen Trainern/innen und Eltern funktioniert und wie die jungen Nachwuchssportler/innen das Verhalten ihrer eigenen Eltern wahrnehmen und was sie sich von ihren Eltern wünschen. Dies sind nur einige Fragen, deren Beantwortung bislang eher populärwissenschaftlichen und journalistischen Diskussionen überlassen wurde. Die Wortschöpfungen „Eiskunstlaufmutti“ oder „Tennisvater“ zeigen beispielsweise, dass die Art der Unterstützung zuweilen als übertriebener Ehrgeiz angesehen wird. Im Nachwuchsfußball lassen sich gar Fälle von Fanausschreitungen finden, bei denen Eltern durch aggressives Verhalten am Spielfeldrand traurige Negativschlagzeilen machen. Aufrufe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für faires Verhalten von Eltern am Fußballplatz „Fair ist mehr“ zeigen, dass das Thema Eltern im Leistungsport von großer Relevanz ist. Grund genug, sich dem Thema aus wissenschaftlicher Sicht zu nähern und ein Forschungsprojekt zu initiieren, das das Ziel verfolgt, Elternverhalten im Fußball aus Sicht der beteiligten Kinder, Trainer und Eltern zu untersuchen und ein auf diesen Ergebnissen resultierendes Elterncoaching zu konzipieren und zu realisieren. Das Ziel des am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführten Forschungsprojektes bestand darin, die Eltern im Leistungssport, speziell im Fußball, aus der Perspektive der Eltern selbst, der Trainer und nicht zuletzt der Kinder zu untersuchen, um auf der einen Seite einen systemischen Einblick in die Zufriedenheit mit Eltern im Fußball zu erhalten und um auf der anderen Seite aus diesen Ergebnissen ein Elterncoaching abzuleiten. Das Forschungsprojekt zeigt, dass, gegensätzlich zu dem beschriebenen Bild in Medien und Presse, Eltern, Trainer und Kinder mit dem Verhalten von Eltern, sowohl am Spielfeldrand als auch als Unterstützer, zufrieden bis sehr zufrieden sind. In unseren Daten sind die Diskrepanzen nicht zwischen den Athleten und ihren Eltern zu finden, sondern primär eine unterschiedliche Zufriedenheit in der Einschätzung von Eltern und Trainern bzgl. des Elternverhaltens. Im abgeleiteten Elterncoaching wurde daher der Schwerpunkt auf die Kommunikation, Psychoregulation und das Konfliktmanagement gelegt. Zwar wurde das Elterncoaching ursprünglich als Interventionsstudie geplant und entsprechend mit dem erarbeiteten Fragebogen begleitet, doch waren, nicht zuletzt aufgrund äußerer Umstände (Wintereinbruch mit Terminabsagen), die Stichprobenumfänge letztlich zu gering für eine statistische Prüfung. Allerdings können zukünftige Interventionsstudien sowohl die Fragebögen, als auch die erarbeiten Themen des Elterncoachings für größere Stichproben verwenden, um statistisch aussagekräftige Ergebnisse über den Nutzen von Elterncoachings zu treffen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)