Informelle Technisierungsstrategien im Hochleistungssport : von der Anpassung des Körpers zur Universalisierung des Leistungsvergleichs
Autor: | Bockrath, Franz |
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Erschienen in: | Zur Philosophie informeller Technisierung |
Veröffentlicht: | Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft / Abteilung Verlag (Verlag), 2014, S. 115-134, Lit. |
Beteiligte Körperschaft: | Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt |
Format: | Literatur (SPOLIT) |
Publikationstyp: | Sammelwerksbeitrag |
Medienart: | Gedruckte Ressource |
Sprache: | Deutsch |
Schlagworte: | |
Online Zugang: | |
Erfassungsnummer: | PU201504003091 |
Quelle: | BISp |
Abstract des Autors
Der Körper ist eine unhintergehbare Bedingung für die soziale Praxis des Hochleistungssports. Er gilt als ihr materialer Ausgangspunkt. Die Einbettung des Körpers in den sozialen Zusammenhang des Hochleistungssports verändert seine natürlichen Eigenschaften und sozialen Gebrauchsweisen in spezifischer Weise. Es wäre daher verkürzt, würde man ihn als bloßes Instrument zur Hervorbringung bestimmter Effekte – etwa sportlicher Höchstleistungen – begreifen. Die Erbringung sportlicher Höchstleistungen transformiert den Körper fortlaufend im Sinne seiner Anpassung an die Logik der Leistungssteigerung und Überbietung. Diese optimierende Anpassung erfolgt schrittweise und in praktischer Auseinandersetzung mit den dynamischen Anforderungen („citius, altius, fortius“) in diesem Lebensbereich. Umgekehrt gilt freilich auch, dass die Entwicklung spezieller Sporttechnologien durch die wachsenden Ansprüche der immer noch nicht ausgereizten Hochleistungskörper begünstigt wird. Diese Dynamik, so die hier vertretene Annahme, erschöpft sich nicht in technischen Entwicklungen und technologischen Zusammenhängen. Für das Verständnis des „rise of sport“ als Ausdrucksmoment gesellschaftlicher Industrialisierung und Urbanisierung sind technologische Einflüsse zwar zentral und dementsprechend auch für die hier angestellten Überlegungen bedeutsam. Die zunehmende Systematisierung des Leistungsdenkens im Hochleistungssport und seine Einbettung in übergreifende Vergleichskontexte beruht jedoch gleichermaßen auf sukzessiven Veränderungen körperlicher Praktiken, institutioneller Regelungen und sozialer Anordnungen, die im Begriff des „Großapparats“ oder der „Totalmaschine“ nicht aufgehen. Sie lassen sich eher als „Interdependenzgeflecht“ (Elias 1997: 71) charakterisieren, dessen Grenzen offen sind, ohne jedoch beliebig auszufallen und hier im Begriff der informellen Technisierung exemplarisch aufgezeigt werden. Verf.-Referat