Der Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und visuell-räumlichen Fähigkeiten

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pietsch, Stefanie
Veröffentlicht:Regensburg: 2012, 217 S., Lit.
Forschungseinrichtung:Universität Regensburg / Fakultät für Psychologie, Pädagogik und Sportwissenschaft
Hochschulschriftenvermerk:Regensburg, Univ., Diss., 2012
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201405004356
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Thema dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen motorischen bzw. sportlichen Fähigkeiten und visuell-räumlichen Fähigkeiten zu untersuchen sowie bislang gewonnene Forschungsergebnisse hinsichtlich dieser Verknüpfung zu erweitern. Speziell soll die Bedeutung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten für die Leistung im Bereich der mentalen Rotationsfähigkeit herausgearbeitet werden. Nicht nur im Alltag, sondern vor allem auch bei der Ausübung sportlicher Tätigkeiten scheint die mentale Rotationsleistung eine wichtige Rolle zu spielen. Während verschiedene grundlegende Studien zum Zusammenhang von Motorik und Kognition existieren, die sich vor allem mit dem Einfluss der Ausprägung motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten oder einer unmittelbar absolvierten körperlichen Aktivität auf die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung auseinandersetzen (z.B. Dordel & Breithecker, 2003; Hillmann, Castelli, & Buck, 2005; Sibley & Etnier, 2003), fehlt wissenschaftliche Evidenz gerade in Bezug auf den Einfluss bestimmter
sportlicher Betätigungen auf die mentale Rotationsleistung bislang jedoch noch. Seit Shepard und Metzler (1971) gilt die Bestimmung der mentalen Rotationsfähigkeit als eine der klassischen Aufgaben zum Erfassung des visuell-räumlichen
Vorstellungsvermögens. Unter anderem mittels des von Vandenberg und Kuse (1978) entwickelten Paper-Pencil-Tests, mit dem zumeist korrelative Untersuchungen mit größeren Versuchsgruppen durchgeführt wurden, wurde die mentale
Rotationsleistung unterschiedlicher Personengruppen (z.B. Geschlecht, Alter, Beruf) erfasst. Neben einem eindeutigen Nachweis geschlechtsspezifischer Unterschiede zugunsten von Männern (Peters, 2008; Quaiser-Pohl, & Lehmann, 2002; Yang, Hooven, Boynes, Gray, & Pope, 2007) werden entwicklungspsychologische Aspekte der mentalen Rotation aktuell kontrovers diskutiert (Kucian, 2007; Moore & Johnson, 2008; Perucci, Agnoli, & Albiero, 2008). Unbestritten erscheint die Beteiligung motorischer Prozesse an der mentalen Rotation (Jansen & Heil, 2010; Petit & Harris, 2005; Saimpont, Pozzo, & Papaxanthis, 2009) sowie die Tatsache, dass die Fähigkeit mental zu rotieren durch Training verbessert werden kann (Bethell-Fox & Shepard, 1988; Voyer, 1995), wobei sich ein solches Training meist auf die wiederholte Lösung mentaler Rotationsaufgaben in unterschiedlichen Intensitäten und Umfängen bezieht. Weniger klar gestaltet sich der Einfluss eines motorischen Trainings auf die mentale Rotationsfähigkeit, wobei Naito (1994), Ozel, Larue und Molinaro (2004) sowie Tlauka, Williams und Williamson (2008) eine Verbindung zwischen der Qualität der Ausbildung motorischer Fähigkeiten und der mentalen Rotationsleistung vermuten. In der hier vorliegenden Arbeit wurde angenommen, dass ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung spezieller sportmotorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten, im Besonderen dem Betreiben koordinativer Sportarten und der mentalen Rotationsfähigkeit besteht. In Studie 1 wurde getestet, ob ein grundlegender Unterschied in der mentalen Rotationsfähigkeit von sportlich aktiven und nicht aktiven Erwachsenen vorliegt.Dabei konnte eindeutig eine bessere mentale Rotationsleistung von Sportstudenten im Vergleich zu einer Gruppe von sportlich nicht derart versierten Pädagogikstudenten bei Auftreten des typischen Geschlechtereffekts zugunsten der männlichen Teilnehmer festgestellt werden. Der Zusammenhang zwischen bestimmten sportmotorischen Fähigkeiten und der mentalen Rotationsfähigkeit wurde in Studie 2 untersucht. Hier korrelierte die
koordinative Leistungsfähigkeit der Probanden und deren Leistung in einem mentalen Rotationstest. Studie 3 beschäftigte sich mit der mentalen Rotationsleistung von Athleten verschiedener Sportarten. Hier konnte nachgewiesen werden, dass Männer und Frauen, die in der schwerpunktmäßig koordinativ orientierten Sportart Kunstturnen
als ausgewiesene Experten gelten, eine signifikant bessere mentale Rotationsfähigkeit aufweisen als Experten der rein konditionell orientierten leichtathletischen Disziplinen Mittel- und Langstreckenlauf und Teilnehmer einer nicht
sportlich aktiven Kontrollgruppe. In Studie 4 wurde die Auswirkung eines konkreten zehnwöchigen Trainings
koordinativer Sportarten auf die mentale Rotationsleistung junger Erwachsener im Vergleich zu einer sportlich nicht speziell aktiven Gruppe von Versuchspersonen getestet. Dabei konnten keine signifikanten Ergebnisse zugunsten der
Trainingsgruppe gefunden werden. Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit kann ein Zusammenhang zwischen der
langfristigen und häufigen Ausübung koordinativ orientierter Sportarten bzw. dem Grad der Ausprägung der koordinativen Fähigkeiten und der mentalen Rotationsleistung angenommen werden, in wie weit ein zeitlich limitiertes
Trainingsprogramm Einfluss auf die mentale Rotationsfähigkeit haben kann, bleibt noch genauer zu untersuchen.