Brasilien

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Caldas, Waldenyr
Erschienen in:Fußball, soccer, calcio : ein englischer Sport auf seinem Weg um die Welt
Veröffentlicht:München: Dt. Taschenbuch Verl. (Verlag), 1997, S. 171–184, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201403002822
Quelle:BISp

Abstract

Der Beitrag handelt von der geschichtlichen Entwicklung des Fußballspiels in Brasilien. Der auf zahlreichen Literaturquellen basierende Text ist chronologisch verfasst und behandelt in kurzen Abschnitten die wesentlichen Entwicklungsphasen des nationalen Fußballspiels. Verf. versucht einer Frage nachzugehen, die Brasilianer immer wieder beschäftige, nämlich ob und inwieweit die Organisation des Sports eine Privatangelegenheit sei, die man kapitalkräftigen Einzelpersonen überlassen könne, oder ob sie das öffentliche Interesse so sehr berühre, dass man sie an demokratisch gewählte Staatsorgane rückbinden solle. Die Brisanz dieser Frage wachse aus der Tatsache, dass die brasilianischen Fußballklubs sehr viel effektiver von den alten Eliten kontrolliert werden als es in anderen südamerikanischen Staaten üblich sei. Fußball sei in Brasilien um die Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zuerst eine Angelegenheit der Oberschicht gewesen. Sowohl im Militär als auch in Colleges sei Fußball gespielt und die Besten seien zu Spielern der ersten Vereine Brasiliens worden. Viele der entstandenen Vereine, die häufig an Industrieunternehmen angegliedert gewesen seien, hätten alle sozialen Schichten und später sogar alle Hautfarben des Landes abgebildet. In der Folgezeit habe der Kampf um die Professionalisierung begonnen. Zunächst, so Verf., hätten sich die Vereine, die im Fußball weiter einen elitären Freizeitspaß sahen, nicht den Vereinen öffnen wollen, die sozial integrativer waren, jedoch hätten diese bereits eine große Anhängerschaft und zum Teil Profibedingungen gehabt. Abschätzig sei die Entwicklung dieser Vereine als „brauner Professionalismus“ bezeichnet worden, denn zu jener Zeit habe es noch keine rechtliche Regelung zum Profitum gegeben. Als sich um die 1930er Jahre in Europa Möglichkeiten auftaten, mit Fußball Geld zu verdienen, hätten viele Spieler Brasilien verlassen, um in Europa Geld zu verdienen, so Verf.. Als Folge seien in Brasilien die politischen Weichen gestellt worden, um die Spieler wieder im Land zu halten und am 23. Januar 1933 habe die offizielle Ära des Berufsfußballs begonnen. Bis heute jedoch setze sich die Diskussion fort, ob die Regelung die richtige Entscheidung sei und als Folge seien viele Vereine bei weitem nicht so professionalisiert, wie es etwa europäische Vereine seien. Infolgedessen gehen allmählich die Zuschauerzahlen zurück, die Klubs geraten in eine Finanzkrise, die besten Spieler gehen ins Ausland und das öffentliche Interesse verlagere sich zu anderen Sportarten. Die Entwicklung sei, so Verf., um so bedauerlicher, als damit auch eine Stütze der Demokratie in der brasilianischen Gesellschaft geschwächt werde. Symanzik