Rollenhandeln und das Problem der Glaubwürdigkeit : Essay über die gesellschaftliche Funktion von Leistungen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Gebauer, Gunter
Erschienen in:Handlungsmuster Leistungssport : Karl Adam zum Gedenken
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 1977, S. 52-61, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201403002785
Quelle:BISp

Abstract

Der Essay ist in acht Abschnitte gegliedert und kommt weitgehend ohne Quellenverweise aus. Verf. behauptet, dass das Leistungsprinzip ein wichtiger Stabilisator von Gesellschaften sei, der verhindere, dass sich Gesellschaften auflösten. Zur Bestätigung seiner These wählt Verf. den Zugang über die Rollentheorie. Demnach handelten Individuen so lange, wie sie von der Glaubwürdigkeit ihrer Rolle überzeugt seien. Die Glaubwürdigkeit setze sich aus der Überzeugung der Sinnhaftigkeit der Verwirklichung der Rolle und der Rechtfertigung einem unter Gesellschaften anerkannten Aspekt zusammen. Sofern die Überzeugung erschüttert werde, könne das Rollen-Modell durch ein Krisen-Modell ersetzt werden. Das Rollen-Modell eines Individuums basiere auf dem Glauben, der Harmonie zwischen der eigenen Persönlichkeit und den Rollen nach denen es handele. Das Individuum unterdrücke dabei jedoch Teile seines Wissens in kontrollierter Weise. Es herrsche eine Art Rollendistanz. Wenn diese Rollendistanz aufgebrochen werde, gebe das Individuum das Harmonie-Modell auf und es finde ein Erkenntnisprozess statt, der der harmonisierenden „Stückwerk-Technik“ widerspreche. Dies bezeichnet Verf. als Krisen-Modell. Diese Überlegungen beruhen auf der Annahme, dass in der Geschichte des menschlichen Handelns und Denkens immer wieder von Neuem Arten von Handlungs- und Denkstrukturen aufeinander prallen - die Etablierten und die Diskriminierten - wobei letztere die Etablierten in Frage stellen. Dieser Kampf sei ein Zyklus, der mit Gewissheit wiederkehrend die Krise der etablierten Strukturen herbeiführe. Sportliche Leistungen entstünden nun aus einer extremen Ausformung der Persönlichkeit des Handelnden in der jeweiligen sportlichen Rolle. Persönlichkeitsbestandteile wie Geschick, Geduld und Willensstärke würden in der Leistung zur höchsten Ausformung gebracht werden. Im Leistungsstreben könne sich ein Teil der Gesamtpersönlichkeit in uneingeschränkter Freiheit ausleben. Das Leistungsprinzip habe zum Beispiel die nachfolgende Wirkungen auf den Handelnden: Er nimmt seine Rolle an, indem er sich mit seiner durch die Rolle geformten Persönlichkeit identifiziert und insofern er seine Persönlichkeit günstig bewertet, rechtfertige er seine Rolle. Das Leistungsprinzip leite den Handelnden dazu an, die Sinnlöcher und Rechtfertigungslücken des eigenen Daseins zu stopfen. Symanzik