Frisbeescheiben im Schulsport

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Wulff, Hagen
Erschienen in:Bewegungserziehung
Veröffentlicht:66 (2012), Themenheft S2, S. 20-28, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1726-4375
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201401000370
Quelle:BISp

Abstract

Ein Frisbee besitzt das Potenzial, unterschiedlichen Schülergruppen vielfältige Selbstwirksamkeits-, Sozial- und Bewegungserfahrungen zu ermöglichen. Insbesondere Schüler im Kindesalter befinden sich noch in einem Prozess der körperlichen und geistigen Entwicklung. Sie besitzen wenige Materialerfahrungen, weshalb es ihnen schwerfällt, Flugverläufe von schnell geworfenen Objekten zu verfolgen und zu antizipieren. Die langsame Fluggeschwindigkeit des Frisbees ermöglicht diesen Schülern, direkt Rückschlüsse auf die Qualität des Wurfes zu ziehen. Zudem erkennen Schüler relativ schnell Konsequenzen und Fehlerquellen bei Variationen der Wurftechnik. Die bewegungsbezogenen Lernmöglichkeiten deuten darauf hin, dass sich das Spielen mit der Frisbeescheibe bereits im Grundschulalter positiv auf die Entwicklung der Bewegungskoordination auswirken kann, wie z. B. auf die Hand-Auge-Koordination und die Antizipationsfähigkeit. Die genannten Aspekte bilden die Basis für die Entwicklung der Spielfähigkeit in den „Großen Sportspielen“, zudem wirken sie sich positiv auf alltägliche Lebensbereiche wie z. B. den Straßenverkehr aus. Weitere Faktoren, die für den Gebrauch des Frisbee im Schulsport sprechen, sind: Die kostengünstige Anschaffung, die gute Haltbarkeit (besonders „weiche“ Scheiben), zahlreiche Differenzierungsmöglichkeiten, sowie die Möglichkeit, das Thema Frisbee fächerübergreifend mit dem Kunst-, Sachkunde- und Physikunterricht zu verbinden. Unterrichtseinheiten mit der Frisbeescheibe eignen sich zur inhaltlichen Ausgestaltung von verschiedenen pädagogischen Perspektiven im Schulsport. In diesem Beitrag wird exemplarisch auf die Bereiche Bewegungs- und Selbstwirksamkeitserfahrungen eingegangen. Der Kerngedanke dabei ist, dass Körper- und Bewegungserfahrungen grundlegende Faktoren der Persönlichkeitsbildung sind. Entwicklung kann nicht nur als Ergebnis des Wechselspiels zwischen Anlage und Umwelt gesehen werden. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, in dem eine möglichst produktive Verarbeitung der Realität stattfindet. Die Eigenständigkeit und Eigentätigkeit nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Dieser soll somit einen Einblick geben, wie mit Hilfe des Frisbees und anderen Wurfmaterialien die Persönlichkeit durch Bewegung, Wahrnehmung und produktive Verarbeitung gestärkt werden kann. Die Übungsformen sind so zusammengestellt, dass der Fokus auf selbständiges, erkundendes, problemlösendes und kooperatives Handeln gerichtet ist, welches die Körpersinne anspricht und befähigt, Eigen- bzw. Fremdbewegungen zu erleben und zu reflektieren. Im Bereich der physischen Ressourcen soll dabei vornehmlich eine Förderung der Koordinationsfähigkeit durch Bewegungserfahrungen eintreten. Auf der psychosozialen Ebene zielen die Spielformen und besonders die Übungen zur Koordinationsschulung und zum Discgolf darauf ab, eine Stärkung der Selbstwirksamkeit, d. h. „die Erwartung einer Person, durch Einsatz der ihr zur Verfügung stehenden Mittel mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit etwas bewirken zu können“ (Schwarzer, 1992), zu fördern. Die Stärkung der Ressource Selbstwirksamkeit kann einen Beitrag für den Vertrauensaufbau in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten leisten. Die Selbstwirksamkeit gilt somit als Voraussetzung, um anspruchsvolle sportliche und außersportliche Anforderungen anzunehmen und sie ausdauernd und erfolgreich zu verfolgen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)