Talent – mehr als ein Versprechen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Killing, Wolfgang
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:24 (2013), 8, S. 29-33
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201310007214
Quelle:BISp

Abstract

Anlass dieses Beitrags ist ein Buch über Talententwicklung, das der frühere DLV-Lehrwart Winfried Joch, emeritierter Professor für Sportwissenschaft, geschrieben hat. In „Talentförderung und Nachwuchstraining“ (Academia Verlag; 2012) lässt er viele Facetten der Talentthematik Revue passieren. Trotz oder gerade wegen aller Expertise und Leidenschaft liefert er am Ende keine strikte Handlungsanleitung zum Umgang mit Talenten. Dies mag schon im Begriff begründet sein, denn den Synonymen für „talentiert“, wie „vielversprechend“, „begabt“ oder „hochveranlagt“, wohnt jeweils das Unfertige, das Sich-noch-Entwickeln und damit eine Unwägbarkeit inne. Talent beinhaltet aber auch das Außergewöhnliche, das Auf-sich-aufmerksam-Machen und hat dadurch einen Aufforderungscharakter für den Gemeinten selbst, sein Talent nicht zu vergeuden, aber auch für seine Umgebung, das Talent zu fördern. Dieses Spannungsfeld rechtfertigt die immer neue Beschäftigung mit dem Thema. Begünstigende Faktoren überdurchschnittlicher Leistungen im frühen Jugendalter sind: 1. Erbliche Komponenten: schnelle Reizleitung, überdurchschnittliches neuromuskuläres Zusammenspiel und eine günstige Muskelfaserzusammensetzung. 2. Frühe Pubertät: Akzeleration, Vorsprung in Größe, Muskelmasse, Gewicht; höhere Kraft/Schnellkraft; besseres Last-Kraft-Verhältnis. 3. Gezieltes Wettkampftraining: Erlernen/Beherrschen der Zieltechniken, Ermöglichen wettkampfnahen Trainings und Verbessern spezieller konditioneller Eigenschaften. 4. Erhöhte Wettkampfaktivität in der Zieldisziplin: zusätzlicher Anreiz bzw. Motivation, Ausprägung der sportlichen Form. 5. Sportunterstützendes Umfeld: früher Zugang zum Sport bzw. zu regelmäßigem Training; Verkürzen der Wege, Zeiten; mehr Trainingszeit; Überbrücken von Motivationslöchern. Ungeeignete Maßnahmen für die langfristige Talententwicklung sind: 1. Schon mit Kindern und Jugendlichen wettkampfnahes, dadurch monotones „Erwachsenen“-Training; 2. einseitige Leistungsfixierung, häufige Soll-Ist-Vergleiche und Kritik des Trainers an den Sportlern; 3. vorzeitige Aktivierung und Ausschöpfung fortgeschrittener (spezieller Kraft-) Trainingsmittel; 4. frühe intensive Wettkampftätigkeit ausschließlich in der Zieldisziplin bzw. -sportart; 5. Schaffung bzw. Nutzung begünstigender Trainings- und Wettkampfbedingungen zur Forcierung der frühen Leistung; 6. höherer Ehrgeiz bei den Bezugspersonen im sportlichen (Trainer) und sozialen Umfeld (Eltern) als beim Sportler. Günstige Umstände der Talententwicklung sind: 1. Familie: initiierende, gewährende, motivierende (nicht fordernde) Haltung; Unterstützungsleistungen/Ermöglichen des Sportengagements (Fahrten, Ausrüstung); besondere Präsenz/Zuwendung bei Misserfolgen oder Verletzungen. 2. Trainer: persönliche Integrität und Langfristigkeit, Bewusstsein der pädagogischen Rolle; ausreichende Ausbildung, Erfahrung und Zeit für den jeweiligen Altersbereich; kollegiale Weitergabe der Athleten am Ende des eigenen Kompetenzfensters. 3. Training: langfristig auf Höchstleistung im Erwachsenenalter angelegt (Voraussetzungstraining); Vorrang der techno-motorischen und allgemeinen athletischen Ausbildung; mit Zwischenetappen, die eigene Trainings- und Wettkampfangebote beinhalten. 4. Sportfördersystem: keine frühe Kaderbindung, Berücksichtigung stabiler Prognosemerkmale; Sportartwechsel bei entsprechender Eignung fördern; Langfristigkeit der Förderung, Tolerieren von zeitweisen Leistungsstagnationen. 5. Gesellschaft: Gewährleistung einer beiderseits vorteilhaften Kooperation Schule-Verein; Schaffen sportfreundlicher Arrangements in Schule, Studium und Ausbildung; duale Karriere zur Ermöglichung eines adäquaten beruflichen Einstiegs. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)