Uwe Florczak – ein Strukturtrainer

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Killing, Wolfgang
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:23 (2012), 11, S. 28-34
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201211007854
Quelle:BISp

Abstract

Nach seinem Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln (Diplom-Sportwissenschaftler) und einer Tätigkeit von 1986 bis 2006 als Betriebssportlehrer und Leichtathletik-Trainer in Paderborn ist Uwe Florczak seit 2007 im DLV als hauptamtlicher Bundestrainer für die Weitspringer des A- und B- Kaders verantwortlich. Diese konnten unter seiner Führung wieder internationales Format gewinnen: Sebastian Bayer und Christian Reif sind bzw. waren Europameister in der Halle bzw. im Freien, bei der WM 2011 belegten sie die Ränge sieben und acht, bei den Olympischen Spielen in London wurde Sebastian Bayer Fünfter. Seit Januar 2009 arbeitet Uwe Florczak in Hamburg und betreut dort eine leistungsstarke Trainingsgruppe mit dem Schwerpunkt Weitsprung. Uwe Florczak bezeichnet sich selbst als „Strukturtrainer“. In Bezug die Trainingsplanung, insbesondere die Anordnung der Trainingsschwerpunkte in den Mikrozyklen, ist ihm Kontinuität und Verlässlichkeit besonders wichtig. Die verschiedenen Trainingsinhalte können nur in bestimmter Abfolge und mit ausreichenden Regenerationspausen ihre optimale Wirkung entfalten. Dies berücksichtigen feststehende Trainingspläne bzw. bewährte Wochenabläufe. Eine solche wiederkehrende und feststehende Struktur schafft bei den Athleten Sicherheit. Nicht zuletzt ermöglicht ein sinnvoll strukturiertes Training die ausreichende Erholung vor bzw. nach intensiven Belastungen. Obwohl das sportliche Training durch Kontinuität gekennzeichnet ist, ist es variabel im Wechsel von Be- und Entlastung und ist als Steigerungsprozess angelegt. Dies findet sich auch in der Trainingsplanung von Uwe Florczak wieder. Durch belastungsarme Wochen und die innerhalb der Belastungswochen integrierten (einzelnen) Regenerationstage kommt es zu einer weitgehenden Erholung und Wiederherstellung der Belastbarkeit. Intensivere und spezifischere Belastungen der jeweiligen Folgewochen können so optimal vorbereitet werden. Die wesentlichen Bausteine im Weitsprungtraining von Uwe Florczak sind Technikeinheiten, Sprints bzw. Hürdensprints, Sprungserien und Krafttraining. Insbesondere das Sprungkrafttraining wird umfangreich und variabel aufgebaut. In ähnlicher Weise wie das Sprungkraft- wird auch das Schnelligkeitstraining aufgebaut. Dauerläufe bilden eine allgemein-athletische Grundlage. Berganläufe sowie zuerst längere, dann kürzere Tempoläufe, Hürdensprints, Zugwiderstandsläufe und schließlich Sprints und Weitsprung-Anläufe entwickeln die Schnelligkeitsausdauer bzw. die Sprintfähigkeiten. Auch das Krafttraining unterwirft Uwe Florczak einem periodischen Aufbau. In der Trainingsplanung von Uwe Florczak haben Leistungsdiagnostiken nicht nur einen festen Platz, sondern auch eine leistungsausprägende Funktion, denn durch die erhöhte Aufmerksamkeit der Athleten in der „Testsituation“ werden höhere Intensitäten freigesetzt. Eine für die Horizontalsprünge besonders geeignete Form der Leistungsdiagnostik stellt das Optojump-Verfahren dar. Auf Betreiben von Uwe Florczak wurde in der Leichtathletikhalle in Hamburg eine 50 Meter lange Optojump-Anlage installiert, in der Schrittlängen bzw. Sprungweiten, Kontaktzeiten, Flughöhen, Horizontalgeschwindigkeiten und anderes mehr gemessen werden können. Uwe Florczak nutzt das Optojump-System auch als Frühwarnsystem für das Auftreten von Ermüdungserscheinungen. Das Techniktraining baut Uwe Florczak über ein breit angelegtes Sprungkrafttraining auf, in welches mit fortschreitendem Trainingsprozess vermehrt Steigesprünge (Take-offs) integriert werden. Diese werden mit zunehmenden Horizontalgeschwindigkeiten ausgeführt. Bei den ebenfalls mit zunehmenden Anlauflängen und -geschwindigkeiten durchgeführten Techniksprüngen werden die durch das Training verbesserten Grundvoraussetzungen Sprungkraft, Sprintschnelligkeit und allgemeine Rumpfstabilität zusammengeführt. Die Techniksprünge werden aus verkürzten Anlauflängen durchgeführt. Der hohe Leistungsstand und das eher fortgeschrittene Trainingsalter der Athleten in der Gruppe von Uwe Florczak macht eine individuelle Trainingsplanung und -gestaltung erforderlich. Diese beginnt bei jedem Athleten mit Auswertungsgesprächen am Ende der Saison. Auf der Basis dieser Gespräche werden die neuen Zielstellungen formuliert und die Jahresplanungen, aufgeteilt in die einzelnen Trainings- und Wettkampfabschnitte bis hin zu den Wochenplänen, erstellt. Zu gegebener Zeit wird auch die konkrete Wettkampfplanung besprochen, sodass alle Beteiligten (inklusive Managern) rechtzeitig ihre Vorbereitungen treffen können. Trotz dieser Individualität in der Trainingsplanung ist Uwe Florczak bemüht, seine Athleten regelmäßig vor allem im Training, aber auch in den Wettkämpfen zusammenzuführen, um z. B. die Synergien eines gemeinsamen Trainings zu nutzen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)