Isokinetische Evaluation der Schulter im deutschen Wildwasserrennsport-Nationalkader

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Plath, Johannes Ernst Clemens
Veröffentlicht:Ulm: 2008, XIX, 128 Bl., Lit.
Forschungseinrichtung:Universität Ulm / Medizinische Fakultät
Hochschulschriftenvermerk:Ulm, Univ., Diss., 2010
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201211007187
Quelle:BISp

Abstract

Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, ein isokinetisches Kraftprofil für den Wildwasserrennsportler auf internationalem Niveau zu erstellen. Gleichzeitig sollten akut bestehende oder in der sportlichen Karriere aufgetretene Überlastungssyndrome der Schulter anhand von klinischer Untersuchung und Fragebogen erfasst werden und mögliche Assoziationen hinsichtlich dem isokinetischen Außenrotation/ Innenrotation-Quotienten, den Trainingsdaten und den rotatorischen Bewegungsumfängen geprüft werden. Im Laufe der Studie wurde ein Kollektiv von 21 Einer-Kajak-Wildwasserrennsport-Nationalkaderathleten, bzw. D-Kaderathleten untersucht. Jedem Sportler wurde hierbei eine Match-Pair-Kontrolle in Geschlecht, Dominanz, Alter, Größe und Gewicht zugeordnet. In einem Fragebogen wurde der Sportler neben der Erfassung der Personen- und Trainingsdaten auch zur Verletzungs- und Beschwerdeanamnese befragt. Von der Kontrollgruppe wurden lediglich Personendaten erhoben und auf Ausschlusskriterien geprüft. Jeder Sportler musste sich weiterhin einer klinischen Untersuchung der Schulter unterziehen, in welcher nach Inspektion, Palpation und Erfassung der Bewegungsumfänge auf bestehende Beschwerden wie Instabilitäten, Impingement und Sehnenpathologien geprüft wurde. Vom Vergleichskollektiv wurden lediglich die Bewegungsumfänge erhoben. Die isokinetische Datenerhebung erfolgte in zwei Messungen. In einer ersten Messung wurde das maximale Drehmoment bei fünf maximalen konzentrischen Kontraktionen und einer Geschwindigkeit von 60°/ Sekunde unter Verwendung eines isokinetischen Filters gemessen. Die zweite Messung fand bei einer Winkelgeschwindigkeit von 180°/ Sekunde statt. Es wurden 15 maximale konzentrische Kontraktionen durchgeführt und hieraus jeweils die Gesamtarbeit errechnet. Die Datenerhebung der zweiten Messung erfolgte ohne isokinetischen Filter über den gesamten Bewegungsumfang. Eine Schwerkraftkorrektur fand in beiden Messungen Anwendung. Die Extension imponiert in beiden Gruppen als stärkste Bewegungsrichtung gefolgt von der Adduktion, der Flexion, der Innenrotation, der Abduktion und schließlich der Außenrotation. Hierbei stellt sich die Extension hinsichtlich maximalem Drehmoment und Gesamtarbeit und die Adduktion hinsichtlich der Gesamtarbeit statistisch stärker in der Gruppe der Wildwasserrennsportler dar. Der Grund hierfür ist im Bewegungsablauf des Paddelschlags zu finden. Die Wildwasserrennsportler imponieren zusätzlich mit einer eingeschränkten passiven Innenrotation in 90° Abduktion und einer Tendenz zu einem höheren Außenrotation-/ Innenrotation-Quotienten. Ein allgemeingültiger Außenrotation-/ Innenrotation-Quotient für den Wildwasserrennsportler konnte jedoch aufgrund einer hohen interindividuellen Variabilität nicht definiert werden. Die eingeschränkte Innenrotation wird als Folge einer physiologischen Anpassungsreaktion der Kapsel an die Belastungen aufgefasst. Überlastungssyndrome der Schulter im Wildwasserrennsport sind häufig und ziehen meist ernsthafte Folgen für den Kanuten nach sich. Die Schulterbeschwerden gehen hierbei großenteils mit unspezifischen Symptomen wie Schmerz und Bewegungseinschränkung einher. Während der körperlichen Untersuchung konnte bei 5 der 21 Sportlern eine schmerzhafte Beschwerde festgestellt werden. Zudem gaben zehn Sportler im Fragebogen an, in ihrer sportlichen Laufbahn schon einmal an einer Schulterbeschwerde gelitten zu haben. Hierbei konnte eine subakromiale Pathologie, insbesondere des Musculus suprapinatus, als häufigste Ursache von Schulterbeschwerden im Wildwasserrennsport erkannt werden. Weder eine primäre Instabilität noch eine muskuläre Dysbalance der Rotatoren, noch ein abweichender Rotationsumfang oder eine skapuläre Fehlstellung wurde als Ursache für die Schulterbeschwerden der Kanuten deutlich. Ein adäquates Krafttraining hingegen erschien als protektiver Faktor gegenüber Schulterbeschwerden. Folglich wird eine Ermüdung der stabilisierenden Muskelmanschette bei langanhaltender Belastung mit der Folge einer Dezentrierung des Humeruskopfes und eines subakromialen Impingements und / oder eine primäre Überlastung des Sehnenapparates als Ursache für die Schulterbeschwerden des Wildwasserrennsportler aufgefasst. Auch eine mögliche Beteiligung einer Tendinitis der Rotatorensehnen aufgrund der repetitive Überkopfbewegung kann nicht ausgeschlossen werden. Sportlern und Trainern wird ein adäquates Auftrainieren der Rotatorenmanschette zur Verletzungsprophylaxe nahegelegt. Zusammenfassung