Pubertät und Leistungsport bei jugendlichen Mädchen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Klentrou, Panagiota
Erschienen in:Annales Nestlé / [Deutsche Ausgabe]
Veröffentlicht:64 (2006), 2 (Sport-Medizin im Kindesalter), S. 87-96, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0250-9652, 1661-3740
DOI:10.1159/000100529
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201201000293
Quelle:BISp

Abstract

Die in den letzten Jahrzehnten beobachtete Entwicklung, dass Kinder bereits in jungen Jahren verstärkt Leistungssport betreiben, hat Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen des Leistungssports auf das Wachstum und die körperliche Reifung dieser Kinder hervorgerufen. Kennzeichnend für die Pubertät beim Menschen sind starke hormonelle Veränderungen, die sowohl zur körperlichen als auch zur sexuellen Reifung führen. Da Leistungssport vor der Pubertät in Kombination mit den möglichen metabolischen Folgen einer Ernährungsrestriktion die Funktion des Hypothalamus-Hypophysen-Systems verändern kann, hat man die Vermutung geäussert, dass es für die Verzögerung der Menarche und der sexuellen Reifung bei Sportlerinnen u.a. entscheidend ist, in welchem Alter diese mit dem Leistungssport beginnen. Andererseits behaupten einige Studien, eine verzögerte Menarche sei eher auf genetische Faktoren zurückzuführen. Mädchen, bei denen die körperliche Reifung später einsetzt, wählen häufig eine Sportart, bei der sich ein kleiner oder sehr schlanker Körperbau als vorteilhaft erweist, oder werden von Trainern für eine solche Sportart angeworben. Die Körperzusammensetzung wurde auch als Erklärung für die bei Spitzensportlerinnen beobachtete Verzögerung der Menarche und Menstruationsstörungen herangezogen. Bei jugendlichen Sportlerinnen, die Sportarten betreiben, bei denen das Körpergewicht eine Rolle spielt, wurde über eine höhere Prävalenz von Menstruationsstörungen berichtet als bei Sportlerinnen, die in anderen Sportarten aktiv sind. Es gibt jedoch, wie vor kurzem behauptet, keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Beleibtheit
und Fortpflanzung, und tatsächlich werden die Fortpflanzungsfunktionen bei Frauen von der Energieverfügbarkeit und nicht vom Körperfett geregelt. Zur weiteren Untersuchung dieser Wechselwirkung zwischen kurzfristigen Schwankungen der verfügbaren Energie und der durch den Sport bedingten sekundären Amenorrhö bei jugendlichen Sportlerinnen bedarf es weiterer Forschungsbemühungen. Schlussfolgerung ist, dass angesichts der vielen Faktoren, die sich nachweislich auf die Menarche und die Menstruation auswirken, bisher noch unklar ist, welche Rolle das Sporttraining alleine als ursächlicher Faktor für eine verzögerte Pubertät und Menstruationsstörungen bei jungen Sportlerinnen spielt. Forschungsarbeiten in Form von Längsschnittstudien müssen durchgeführt werden, um festzustellen, ob die zwischen Sportlerinnen und Nichtsportlerinnen beobachteten Unterschiede in der körperlichen Reifung genetisch oder umweltbedingt sind und welches Gleichgewicht zwischen diesen beiden Faktoren herrscht. Verf.-Referat