Bewegung, Sport und Krebs in der Akut- und Rehabilitationsphase : historische Hintergründe und State of the Art

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Baumann, F. T.
Erschienen in:Neue aktive Wege in Prävention und Rehabilitation
Veröffentlicht:Köln: Dt. Ärzte-Verl. (Verlag), 2007, S. 111-123, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201104003198
Quelle:BISp

Abstract

Zurzeit erkranken in Deutschland jedes Jahr über 420000 Menschen neu an Krebs. Dabei ist in den letzten 25 Jahren eine leicht steigende Inzidenzrate, aber auch eine kontinuierlich sinkende Mortalität zu verzeichnen [Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. und das RKI 2006]. Einschneidende medizinische Fortschritte in der Onkologie haben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Diagnose Krebs heute nicht mehr ausschließlich Hoffnungslosigkeit und Tod bedeutet. Vielmehr können Maßnahmen ergriffen werden, die zur Verlängerung des Lebens und sogar zur Heilung führen. Damit die erreichte Quantität an Lebensjahren auch mit einer Qualitätsverbesserung einhergeht, sind supportive Therapien notwendig, um die psychischen und physischen Einschränkungen des Erkrankten zu mindern, Begleiterkrankungen zu vermeiden und auf diese Weise die Lebensqualität zu verbessern. Körperliche Aktivitäten sind wichtige therapeutische Anwendungen, die in der Rehabilitation onkologischer Patienten immer noch nicht selbstverständlich sind. Die ersten Erfahrungen mit bewegungstherapeutischen Interventionen in der Nachsorge und Rehabilitation bei Patienten, die an Krebs erkrankt sind, wurden in Deutschland vor etwa 25 Jahren gemacht. 1980/81 entstanden in der Bundesrepublik die ersten Krebsnachsorge-Sportgruppen. Beim Landessportbund Nordrhein-Westfalen und an der Deutschen Sporthochschule Köln wurden parallel und unabhängig voneinander Sportgruppen für Frauen nach Brustkrebs gegründet. In einer ersten Studie auf dem Gebiet der Bewegungstherapie in der Onkologie untersuchten Jochheim und Schüle an der Deutschen Sporthochschule Köln die Einflüsse körperlicher Aktivitäten in der Rehabilitation bei Mammakarzinom-Patientinnen. Die Ergebnisse waren erfreulich, und es zeigte sich, dass Bewegung einen positiven Effekt auf die körperliche und psychische Konstitution der Patientinnen hatte [Schüle 1983]. Durch diese und weitere Studien [Dimeo et al. 1996; Mock et al. 1994] erhielt die Bewegungstherapie in der onkologischen Behandlung einen wachsenden Stellenwert. Heute verfolgt sie die Ziele, die physischen, psychischen und psychosozialen Ebenen des Patienten positiv zu beeinflussen. Die Ergebnisse der wenigen vorhandenen bewegungstherapeutischen Studien lassen den frühen Einsatz körperlicher Aktivität bei der stationären Behandlung und in der Rehabilitation von Krebskranken notwendig erscheinen. Sie belegen nicht nur die positiven Effekte gezielter Bewegungstherapie, sondern auch, dass diese während der Erkrankung und deren Behandlung möglich ist und keine negativen Auswirkungen hat. Frühere Vermutungen, dass gezielte und kontrollierte Bewegung für den Betroffenen eine erhöhte gesundheitliche Gefahr bedeute und erst bei einer vollständigen Remission mit rehabilitativen Maßnahmen begonnen werden dürfe, sind widerlegt [Schulz et al. 2005; Dimeo et al. 1997], denn inzwischen belegen auch einige Untersuchungen den nachhaltigen Effekt früher bewegungstherapeutischer Interventionen schon in der onkologischen Akut-Klinik [Baumann et al. 2005; Dimeo et al. 1999]. Verf.-Referat