Studieren und Forschen in den USA – Unbegrenzte Möglichkeiten oder begrenzte Unmöglichkeiten?

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Stoll, Oliver
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:7 (2000), 2 (Sportwissenschaft international), S. 16-24
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
USA
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201009006612
Quelle:BISp

Abstract

Dieser Beitrag soll zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen soll das System des Studiums und der postgraduierten Tätigkeit in der nordamerikanischen (Sport)wissenschaft in den wesentlichen Grundzügen dargestellt und diskutiert werden. Zum anderen möchte Verf. sehr praxisorientiert und aus der Insider-Perspektive aus seiner eigenen USA-Studiums- und Forschungserfahrung berichten, um Interessentinnen und Interessenten in einem geplanten USA-Forschungsvorhaben zu unterstützen. Diese beiden Aufgaben werden nicht unabhängig voneinander behandelt, sondern die Ausführungen werden vielmehr ineinander fließend dargestellt. Die Studiums- bzw. Forschungserfahrung in den USA basiert auf insgesamt drei „längeren" Aufenthalten von Verf. Der erste USA-Aufenthalt ergab sich aus einer erfolgreichen Bewerbung für ein Auslandsstipendium an der Universität in Gießen. Im Rahmen eines Austauschprogramms (ISEP) konnte Verf. insgesamt 10 Monate (2 Semester) am College of Charleston in Charleston, South Carolina (damals als M.A.-Student mit abgeschlossener Zwischenprüfung) in den „Undergraduate-Studiengängen Physical Education, Recreation, Health and Dance“ sowie „Psychology“ studieren. Sein Aufenthalt in Charleston dauerte von August 1988 bis März 1989. Die beiden anderen USA-Aufenthalte hingen unmittelbar mit der Forschungstätigkeit (Studien zur nun vorliegenden Habilitationsschrift) von Verf. in den vergangenen fünf Jahren zusammen. Dabei handelte es sich um jeweils dreimonatige Forschungsaufenthalte in den Jahren 1996 und 1999 an der Kent-State-University in Ohio. Im Fazit seiner Ausführungen stellt Verf. fest, dass die nordamerikanische und amerikanische Ausbildung sich vom deutschen System in vielen Aspekten völlig unterscheidet. Sie ist streng hierarchisch, leistungsorientiert und sehr teuer. Amerikanische Studierende lernen sehr früh mit Verantwortung und Leistungsanforderungen umzugehen („Friss- oder Stirb-Philosophie“). Bei allen positiven Aspekten, insbesondere dem angenehmen und aufmerksamen Arbeitsstil und der Ernsthaftigkeit, mit der in den USA studiert wird, ist auf die Einseitigkeit der Lehre und das nicht sehr konstruktive didaktische Vorgehen der Dozenten, besonders im Bereich der „Undergraduate studies“ hinzuweisen. Reflexionen über verschiedene theoretische Ansätze oder etwa ein freies Wählen des zu studierenden Stoffes ist quasi unmöglich. Sind die sozialen Aspekte sowie die Freiheit von Forschung und Lehre in den Ausbildungsabschnitten bis zum Masterabschluss in Deutschland deutlich günstiger, so dreht sich nach Erlangen des Master Degrees in den USA alles um. Hat man in den USA einen Master Degree in der Tasche und möchte gerne weiter wissenschaftlich tätig werden, so bewirbt man sich an einer Universität seiner Wahl. Wird man akzeptiert (und das wird man in aller Regel an irgendeiner Uni in den USA), braucht man kein Geld mehr zu bezahlen, sondern neben einer weiteren überwiegend wissenschaftsmethodischen, curricular geregelten Ausbildung erhält man genug Lohn, um sich ein Dach über den Kopf zu leisten sowie ganz gut zu leben (z. B. eine Krankenversicherung) und die ersten Raten des Ausbildungskredits zurückzuzahlen. Dieser Vertrag läuft in aller Regel über drei Jahre. Der Doktorand ist einer Professur zugeordnet. Hier erfolgt die weitere wissenschaftsmethodische Ausbildung und eigene Forschungsarbeit. Weiterhin müssen die angehenden Doktoren Lehrveranstaltungen, zumeist in Form von Tutorien, übernehmen. Die Doktoranden werden sofort in ein Forschungsprojekt eingegliedert und man überträgt ihnen Verantwortung. In aller Regel wird in diesen drei Jahren der Grundstein zur Promotion gelegt. Nach der Promotion gilt es für die meisten, eine endgültige Entscheidung zu treffen: Wissenschaft – ja oder nein. Der Job nach der Promotion im Bereich der Forschung und Lehre an einer akademischen Universität hat eigentlich nur eine einzige Bezeichnung: Assistant Professor. Nach 3-5 Jahren entscheidet eine Kommission des Fachbereichs auf der Basis leistungsbezogener Richtlinien darüber, ob eine Beförderung zum Associate Professor erfolgt. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)