Zidane contra Materazzi - die deutsche Fußball-WM 2006 aus italienischer Sicht: Zwischen Begeisterung und Resignation

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Battafarano, Italo Michele
Erschienen in:Kopfball, Einwurf, Nachspielzeit : Gespräche und Beiträge zu Aktualität und Geschichte des Fußballs
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2008, S. 389-398
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200812004476
Quelle:BISp

Abstract

Der vierte von Italien errungene Weltmeistertitel hinterließ ein Jahr nach der Fußball-WM 2006 kein ungetrübtes Glücksgefühl, sondern war immer noch von einem Hauch von Unglaubwürdigkeit begleitet. Eine Volksbefragung zeigte, dass sich die Mehrheit der Italiener zwar sehr wohl daran erinnert, Weltmeister geworden zu sein, dass aber weniger das Endspiel selbst als vielmehr der Zwischenfall Zidane contra Materazzi im Gedächtnis haften geblieben war. Aus spielerischer Hinsicht erschien den Italienern das Halbfinalspiel gegen Deutschland, bei dem es sich insgesamt um eine schönes Spiel handelte, erinnerungswürdiger. „Am Halbfinale Deutschland-Italien gemessen, ist das Finale zwischen Italien und Frankreich ein Kapitel, das – paradoxerweise – Un-Fußballgeschichte schreibt. Es wird in aller Welt immer vor allem voran der Kopfstoß des Franzosen Zinedine Zidane auf den Italiener Marco Materazzi in der Verlängerung in Erinnerung bleiben.“ Die Omnipräsenz von Zidanes Kopfstoß ist Verf. zufolge auch ein eindeutiger Beweis dafür, „dass Fußball ein Medienereignis geworden ist, das im Visuellen seine Potentialität realisiert“. „Fußball ist ein medialer Sport, der vom Fernsehen exaltiert und von der Werbung bereichert wird. In Vor-Fernseh-Zeiten existierte Fußball nur in den einzelnen Spielen, die vom im Stadion anwesenden Publikum wahrgenommen wurden. Es bildete deswegen aber nie ein darüber hinaus gehendes Kollektiv-Erlebnis, weil die Nicht-Anwesenden vom betreffenden Spiel keine Vorstellung hatten und sich auch im Nachhinein keine aneignen konnten. Denn Fußball ist ein optisches Erlebnis, das keine Verbalität braucht, mit Worten nicht beschrieben werden kann, auch wenn inzwischen schon in der Vorschau und während des Spiels viel darüber gesprochen wird. Fußball ist aber auch ein leicht verständliches Spiel, dessen Regeln sich schnell erschließen und der im Grunde keines großen fachlichen Kommentars bedarf. Ein Spiel kann daher viel Stoff für endlose Dispute liefern, vorausgesetzt, die Streitenden haben dasselbe Spiel gesehen.“ Ein gutes Beispiel für ein Spiel, das zum zeitlosen medialen Ereignis geworden ist, ist das Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Italien bei der WM 1970 in Mexiko, das nach Verlängerung 4:3 für Italien endete, und das von den Italienern als Lieblingsspiel betrachtet wird. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)