Sportives Schmerznormalisieren : Zur Begegnung von Körper- und Sportsoziologie

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Degele, Nina
Erschienen in:Body turn : Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports
Veröffentlicht:Bielefeld: Transcript-Verl. (Verlag), 2006, S. 141-162, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200811004069
Quelle:BISp

Abstract

In diesem Beitrag wird der Schmerz als Medium für Individualität sowie Gruppenzugehörigkeit anhand von Interviews und Zitaten dreier Gruppen - Triathleten, Corpsstudenten sowie Kampfsportler - erörtert. Der Fokus liegt hierbei auf einer Umdefinition von Schmerz weg von etwas Unangenehmen hin zu etwas normalen, zum Leben, Leistung und Sport dazugehörend. Die Sportivität stellt heutzutage nach Verf. den Leitwert der Gesellschaft dar, der Körper ist Träger von Identität und Leistung. Individualisierung sowie Ausdruck einer Lebensweise und Gruppenzugehörigkeiten werden dem Körper als Instrument der eigenen Identtät zugeschrieben. Schmerz ist ein Faktor, den die Menschen individuell erleiden. Der Schmerz wird von den untersuchten Gruppen als sinnstiftend und Identität bildend gesehen, er bildet die Abgrenzung der Gruppe von anderen Menschen. Die Empfindung, Wahrnehmung und Deutung von Schmerzen wird anhand der drei Gruppen erläutert, der Umgang mit Schmerzen und körperlichen Grenzen aufgezeigt. Dabei werden zwei Schwerpunkte vom Verf. ausgemacht: 1. Schmerzerfahrung, Bewertung und ein Verschieben hin zu etwas Normalen. 2. Kontrolle des Schmerzes. Es wird die Abgrenzung durch Schmerzen und Leistung zu Normalbürgern verdeutlicht, der Schmerz wird in den unterschiedlichen Gruppen nach Bedarf zu etwas abgrenzenden, stets erträglichem und zu ertragenden umgedeutet. Hierbei wird in drei Stufen vorgegangen: Abgrenzung, Begriffswechsel und der Schmerz als Lehrmeister des Körpers. Dabei konstruiert der Schmerz über alle drei Gruppen hinweg den Status, die Kompetenz und limitiert die körperliche Leistung. Am Beispiel des Triathlons werden Geschlechterdifferenzen oder der Umgang mit diesem leistungslimitierenden Faktor dargestellt. Dabei werden folgende Ansichten von den Sportlern aufgezeigt: keine Grenzen vom Körper akzeptieren, Einzigartigkeit, Heldentum und geschlechterdifferenzierter Umgang mit Schmerzen. Abschließend wird der Umgang mit Schmerz nochmals zusammengefasst, gleiche Strategien und Bedeutungen für die untersuchten Gruppen dargestellt. Schmerz wird kontrolliert, Schmerzen ertragen heißt Individualität und Leistung, Schmerzen werden verbannt und übergangen um sich abzugrenzen, der Schmerz ist das Mittel zum Erreichen des Ziels, Schmerz ist das Medium der sozialen Verortung und Inszenierung. Orthmann