Antidoping : nur ein Justamentstandpunkt?

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Autor:Mitterbauer, Günther
Erschienen in:Doping : Aufklärung und Maßnahmen der Prävention ; Schulen für Leistungssport im internationalen Vergleich
Veröffentlicht:Lengerich: Pabst (Verlag), 2007, S. 46-50, Lit.
Herausgeber:Leistungszentrum Schul-Sport-Modell
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200810003405
Quelle:BISp

Abstract

In diesem Beitrag wird Doping aus vielerlei wissenschaftlichen Blickwinkeln betrachtet. Sport als Massenbewegung ist mit positiven Eigenschaften wie der erzieherischen Funktion verbunden. Trotz Kommerzialisierung ist eine immaterielle Dimension vorhanden. Das Dopingproblem stellt sich als sehr vielschichtiges heraus, welches nicht Einzeltätern zugeschrieben werden kann. Als Prädiktor für Doping gelten nach Meinung des Verf. die Leistungsfokussierung und die große Tragweite mit Medienbeobachtung und Preisgeldern. Es entsteht so ein Netzwerk von Erfolgserwartungen. Die eigene Selbsterwartung steigert diesen Druck und es kommt zu einer Ausschöpfung aller Ressourcen. Regeln und Normen werden überschritten. Die Internationalisierung wertet den Sport auf, das Prestige steigt und so das Bemühen zur Leistungssteigerung. Die Nationalisierung, also der Einsatz für das Heimatland, wirkt zusätzlich als Druckverstärker in einer globalisierten Sportwelt. Verf. sieht hier eine monetäre sowie eine Leistungsbestätigung. Eine Symbiose von sportlicher Höchstleistung und Fairness gibt es nicht, Doping ist die Folge. Im darauf folgenden Abschnitt werden Argumente gegen das Doping gesammelt und präsentiert. Hierbei verweist Verf. unter anderem auf die Chancengleichheit. Aufgrund der Vielfalt an Leistungsfaktoren ist eine Chancengleichheit nicht möglich, so dass den Forderungen nach Chancengleichheit generell keine größere Beachtung geschenkt werden muss. Anthropometrie, Material, personeller Sektor und Trainingsprozess sind mit zu unterschiedlichen Voraussetzungen versehen, eine Leistungssteigerung wird auch mit allen legalen Möglichkeiten ausgeschöpft. Hierbei nennt Verf. beispielhaft die intravenöse Behandlung, bei der die Grenze zwischen normalem Sport und dem mit unerlaubten Hilfsmitteln durch die Intransparenz des Mittels verschwimmt. Weiterhin werden die Grenzen zwischen eigener Leistung und Leistungsunterstützung durch Hilfsmittel in der Kunstlandschaft Sportstätte oder im Bereich des Materials verzerrt. Die Vorbildwirkung des Spitzensports ist nur schwach, gesellschaftlich sind allerlei Drogen geduldet. Aus ethischer Sicht muss so die gesellschaftliche Akzeptanz gegen das Doping legitimiert und aus sich heraus geschaffen werden. Dabei gilt es hypothetisch zu klären, welchen Spitzensport man erwartet. In seinem Kommentar hierzu macht Verf. deutlich, dass ein neuer Weg eingeschlagen werden muss, gravierende Änderungen der Diskussion und des Umgangs mit Doping und Antidoping geschehen müssen. Letztendlich kann hierzu die Schule beitragen, die richtungweisende Akzente gegen Doping setzen, Aufklärung leisten sowie die Sozial- und Individualentwicklung fördern kann. Antidoping ist somit aus Sicht des Verf. eine lohnenswerte pädagogische Herausforderung. Orthmann