"Ich sehe was, was du nicht siehst!" : Inattentional Blindness: Forschungsüberblick und Perspektiven zur Fokussierung der Aufmerksamkeit im Sportspiel

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Memmert, Daniel
Erschienen in:Nicht-bewusste Handlungssteuerung im Sport
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2006, S. 145-160, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200806001580
Quelle:BISp

Abstract

Im Sportspiel machen gelegentlich Mitspieler oder Trainer einem sich in Ballbesitz befundenen Spieler den Vorwurf, einen völlig frei stehenden Spieler nicht gesehen und angespielt zu haben, obwohl sich dieser direkt in seinem Aufmerksamkeitsfokus befand. Eine Erklärung könnte mit dem in den letzten Jahren diskutierten Phänomen "looking without seeing" in Verbindung stehen. Als Beschreibungsansatz wurde das Paradigma Inattentional Blindness eingeführz: Blindheit durch Unaufmerksamkeit. Nur wenn Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bereich gerichtet ist, wird diese Information bewusst aufgenommen und verarbeitet. Zentrales Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick über den aktuellen Stand der Inattentional Blindness-Forschung zu geben und seine Bedeutung für das Sportspiel zu untersuchen. Dazu wird zunächst auf das Paradigma eingegangen und die bisherige empirische Befundlage beschrieben. Für die Erklärung der vorliegenden Phänomene werden insbesondere "bottum-up"- und "top-down"-Prozesse thematisiert. Unberücksichtigt bleibt noch, ob die Probanden überhaupt die unerwarteten Objekte direkt und über eine längere Zeitspanne fixiert hatten. Aktuelle Eye-Tracking-Studien können belegen, dass dies der Fall ist. Die theoretische Aufarbeitung der bisherigen Resultatsmuster steht jedoch erst am Anfang. Als mögliche Rahmenmodelle werden zurzeit "Enactive Theorien" diskutiert, die im Beitrag skizziert werden. Dann wird versucht, das Paradigma Inattentional Blindness und die darin enthaltenen Untersuchungsstrategien auf das Forschungsprogramm "Aufmerksamkeitsfokussierung im Taktiktraining" zu beziehen. Beschrieben werden noch offene Fragestellungen aus dem Bereich des Taktik- und Kreativitätstrainings sowie erste experimentelle Ergebnismuster mit taktischen Stimuli aus dem Sportspiel. Die bisherigen Resultate weisen darauf hin, dass Inattentional Blindness auch im Sport von Bedeutung ist und somit berücksichtigt werden sollte. Einleitung (gekürzt und geändert) (s.a. Dok.-Nr.: 200511002535)