Fernsehfußball. Ein mediales Kunstprodukt verändert die Wirklichkeit
Autor: | Klose, Andreas |
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Erschienen in: | Die Kanten des runden Leders: Beiträge zur europäischen Fußballkultur |
Veröffentlicht: | Wien: Promedia Verlag (Verlag), 1991, S. 241-248, Lit. |
Format: | Literatur (SPOLIT) |
Publikationstyp: | Sammelwerksbeitrag |
Medienart: | Gedruckte Ressource |
Sprache: | Deutsch |
Schlagworte: | |
Online Zugang: | |
Erfassungsnummer: | PU200712003499 |
Quelle: | BISp |
Abstract
In der massenmedialen Aufbereitung des Fußballspiels vollzieht sich ein Prozess doppelter Reduktion: Das einstmals „soziale Ereignis“ wird seiner öffentlichen Dimension beraubt und auf Tore, Namen und Resultate reduziert. Zudem verliert das Spiel in der Fernsehübertragung – insbesondere in den Kurzzusammenschnitten – seine Komplexität, da die interaktiven Qualitäten dieses Mannschaftsspiels nicht vermittelt werden. Die Fernsehzuschauer erleben trotz Live-Übertragung keine authentische Berichterstattung, sondern werden Zeugen einer – den technischen Entwicklung folgenden – medialen Inszenierung von Fußball. So lassen bspw. der gezielte ‚Zoom’ auf die Akteure oder in den Brennpunkt des Geschehens, der schnelle Wechsel zwischen Führungs- und Hintertorkamera, die Wiederholungen, die Zeitlupe oder Zusammenschnitte der interessantesten Spielszenen eine andere Form von Wirklichkeit entstehen. In der medialen (Re-)Produktion des Fußballspiels realisiert sich eine eigene Fernsehwirklichkeit, die in der Schaffung eines neuen Produkts resultiert: dem Fernsehfußball. Der Fernsehfußball zentriert und richtet die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das von allem Beiwerk gereinigte Fußballmatch und setzt sich die nahezu perfekte Umsetzung fernsehinhärenter Prinzipien von Unterhaltung, Spannung und Dramatik zum Ziel. Angesichts dieser medialen Aufbereitung muss die Wahrnehmung des Fußballspiels im Stadion notwendigerweise defizitär erscheinen. Rückwirkungen auf den Rasenfußball scheinen unvermeidlich: Verfangen in einem Konglomerat von Konkurrenz und ökonomischer Abhängigkeit unterwirft sich der Rasenfußball zusehends dem Primat des Fernsehens und nähert sich schrittweise diesem medialen Kunstprodukt an. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)