"Lick My Boots": Rassismus im britischen Fußball
Gespeichert in:
Autor: | Williams, John |
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Erschienen in: | Die Kanten des runden Leders: Beiträge zur europäischen Fußballkultur |
Veröffentlicht: | Wien: Promedia Verlag (Verlag), 1991, S. 145-160, Lit. |
Format: | Literatur (SPOLIT) |
Publikationstyp: | Sammelwerksbeitrag |
Medienart: | Gedruckte Ressource |
Sprache: | Deutsch |
Schlagworte: | |
Online Zugang: | |
Erfassungsnummer: | PU200712003495 |
Quelle: | BISp |
TY - COLL AU - Williams, John A2 - Williams, John DB - BISp DP - BISp KW - England KW - Fußballspiel KW - Großbritannien KW - Rassismus KW - Sportgeschichte KW - Sportsoziologie KW - Sportspiel LA - deu PB - Promedia Verlag CY - Wien TI - "Lick My Boots": Rassismus im britischen Fußball PY - 1991 N2 - Schwarze Fußballer werden in Großbritannien häufig mit „Gorilla“-Gebrüll und Affengeschrei empfangen; an rassistischen Spielorten prasseln Bananen und Erdnüsse auf sie nieder und sie werden fast routinemäßig u. a. als „Nigger“ und „schwarze Bastarde“ beschimpft. Auch wenn der Rassismus und die Aktivitäten rassistischer Organisationen im englischen Fußball erst seit relativ kurzer Zeit im Blickpunkt des Medieninteresses stehen und von offizieller Seite Bedenken geäußert werden, so haben doch offen zur Schau gestellte rassistische Gefühlsregungen bei Fußballspielen in England eine viel längere Tradition. Rassismus in Großbritannien ist keine zufällige Begleiterscheinung der imperialistischen Epoche, verstanden als ein Fehltritt der englischen Geschichte, sondern ein fester Bestandteil dessen, was man als „British Way of Life“ verzeichnet. Im Grunde ihres Herzens betrachteten die Engländer den Fußball als ihre ureigenste Domäne und zeigten keinerlei Interesse, mit „geringeren Nationen“ zu kooperieren oder regelmäßige Kontakte zu pflegen. Insbesondere der Profifußball schien eine starke Abneigung dagegen zu haben, seine isolationistischen Tendenzen aufzugeben und sich „fremden“ Einflüssen – und Herausforderungen – zu stellen. Erst Mitte der 1970-er Jahre gelang es schwarzen Spielern erstmals, sich in entscheidender Weise in die Ränge des Profifußballs vorzukämpfen. Als 1982 sechs schwarze Spieler für ein Spiel gegen Deutschland in den Kader der Nationalmannschaft berufen wurden, erhielt der Nationaltrainer Bobby Robson, neben dem üblichen Wust an Schmähbriefen aus allen Landesteilen mit dem Tenor, dass nur „wahre Engländer“ aufgestellt werden sollten, aus dem Raum Birmingham eine Petition ähnlichen Inhalts mit den Unterschriften von 80 Fans. Neuere Entwicklungen in der englischen Fußballkultur geben jedoch zumindest Anlass zu einem gewissen Optimismus. Zum einen, so scheint es, konnten offene, rassistische Verbalattacken bei einigen Klubs als spezifische Attribute der Kultur der Hooligans und Fangruppen eingedämmt – oder zumindest teilweise zurückgedrängt – werden. Zum anderen haben sich die Fußballfans, besonders nach den Katastrophen in den Stadien 1985 und 1989, landesweit organisiert und sich neue, antirassistische Sprachrohre geschaffen. So sind bspw. die über 200 in England erscheinenden Fanzines in ihrer Ausrichtung überwiegend anti-rassistisch und haben sich um die Eindämmung des Hooligan-Unwesens und der rassistischen Gesinnung im englischen Fußballspiel verdient gemacht. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen) SP - S. 145-160 BT - Die Kanten des runden Leders: Beiträge zur europäischen Fußballkultur M3 - Gedruckte Ressource ID - PU200712003495 ER -