Der "Betze" unterm Hakenkreuz: Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Herzog, Markwart
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2006, 351 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:389533541X
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200612002779
Quelle:BISp

Abstract

Über die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern (1. FCK) in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur ist fast gar nichts bekannt. Vor diesem Hintergrund erscheint die Nachzeichnung der Geschichte des 1. FCK in der Zeit des Nationalsozialismus überfällig. Folgende Fragen drängen sich auf: Wie hat der Vorstand des 1. FCK auf die Machtergreifung durch die NSDAP und die Gleichschaltung der Turn- und Sportvereine reagiert? War der Verein bereits vor 1933 stark von NSDAP-Mitgliedern durchsetzt? Gab es jüdische Vereinsmitglieder, und welches Schicksal haben sie nach 1933 erlitten? Wurde die mit Fritz Walter 1938 einsetzende sportliche Erfolgsgeschichte durch politische Entscheidungen begünstigt? Haben die damaligen Spieler des 1. FCK die nationalsozialistische Gewaltherrschaft propagandistisch unterstützt und dafür Vorteile erhalten? Welche Rolle spielten die Medien bei der Konstruktion des öffentlichen Bildes von Fritz Walter? Die von Verf. herangezogenen Quellen über den 1. FCK in der Zeit des Dritten Reiches machen deutlich, auf welchen Ebenen der Verein mit seinen Funktionsträgern und Spielern in die sportlichen, politischen und militärischen Strukturen der nationalsozialistischen Herrschaft eingebunden war, mit ihr kooperierte oder ihr Widerstand entgegensetzte. Es wird deutlich, dass der 1. FCK keinesfalls in jeder Hinsicht und von Anfang an als „der“ ideale barbarossastädtische Vorzeigesportverein im Sinne der NSDAP gelten kann. Vielmehr müssen die Jahre 1933-1938 als eine Zeit fortschreitender Einbindung in die Machtstrukturen des Nationalsozialismus beschrieben werden, die von Konflikten begleitet und von Widersprüchen durchzogen waren. Obwohl der 1. FCK – ebenso wie der DFB – während der „ersten Gleichschaltung“ (1933-1936) den NS-Staat freudig begrüßte, häufen sich – parallel zur Entwicklung im DFB – in der Zeit der „zweiten Gleichschaltung“ (1936-1938/39) die Nachrichten über Konflikte des 1. FCK mit der NSDAP. Belege für die Kooperation des 1. FCK mit dem NS-Staat gibt es ebenso in Fülle wie deutliche Hinweise auf fehlende ideologische Anpassung und Widerstände gegen die kommunale Sportpolitik. Gleichwohl sucht man, abgesehen vom kommunistischen Engagement Ernst Karl Liebrichs, in den Reihen des 1. FCK vergeblich nach Zeugnissen eines aktiven Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Ein „nationalsozialistisches Politikum“ war der 1. FCK allemal, und zwar unabhängig von der Gesinnung seiner Spieler und seines Führungspersonals. Denn durch den 1938 einsetzenden sportlichen Erfolg der „Walter-Elf“ war der Verein für die Lokal- und Regionalpolitik interessanter als alle anderen Lauterer Turn- und Sportvereine. Schiffer (unter Einbeziehung wörtlicher Textpassagen)