Fußballweltmeisterschaft 1934 Italien

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Grüne, Hardy
Veröffentlicht:Kassel: Agon-Sportverl. (Verlag), 2002, 128 S.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3897841983
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200603000444
Quelle:BISp

Abstract

Im Fußball waren die vier Jahre zwischen 1930 und 1934 von einem enormen Wandel geprägt. 1930 hatte Uruguay noch händeringend um Teilnehmer für sein Weltturnier gebettelt und schließlich ein mit 13 Mannschaften besetztes Rumpfturnier austragen müssen. 1934 bewarben sich gleich 32 der 47 FIFA-Mitglieder, was eine Vorqualifikation nötig machte. 1930 hatten die 18 Spiele nur in einer Stadt (Montevideo) und drei Stadien stattgefunden. 1934 fanden die Spiele in auf acht Städte verteilten Stadien statt. 1930 hatten sich in Montevideo noch überwiegend Fußball-Amateure getroffen, 1934 bildete der Fußball-Amateur unter überwiegend Profis die große Ausnahme. Weniger positiv war die Tatsache, dass in Italien der Titelverteidiger, Uruguay, fehlte. Problembeladen war auch das Gastgeberland. Um das Turnier zu finanzieren, musste Staatschef Mussolini tief in die Staatskasse greifen und die entstandenen Löcher u. a. durch Lohnkürzungen stopfen. Dafür wurde dem darbenden Volk ein Fußballfest angeboten, das einer gigantischen Propagandamaschine glich, die in erster Linie weltweit Werbung für den Faschismus machen sollte. Obwohl das WM-Turnier 1934 als das „Turnier der leeren Ränge“ in die Sportgeschichte einging (z. B. waren beim Halbfinalspiel zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei kaum 10.000 Zuschauer anwesend), war Mussolinis Engagement bei der WM 1934 für Adolf Hitler Vorbild bei der Organisation der Olympischen Spiele 1936. In sportlicher Hinsicht gab es diverse Ungereimtheiten, die es aus heutiger Sicht fragwürdig erscheinen lassen, ob Italien am Ende tatsächlich verdienter Weltmeister wurde: Zweifelhafte Spielgenehmigungen für aus Südamerika stammende Starspieler, die per Federstrich zu Italienern gemacht worden waren, fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen und ein Halbfinalspiel zwischen Italien und Spanien, bei dem Italien der Einzug ins Finale nicht zuletzt deswegen gelang, weil Spanien sieben Stammspieler wegen Verletzungen verlor. Aus spielerischer Sicht wurde das 2-3-5-System, das in Uruguay vier Jahre zuvor noch für ein offensives Spiel gesorgt hatte, durch das von Arsenal-Manager Herbert Chapman entwickelte WM-System ersetzt. Bei diesem „intelligenten Fußball“ lag der Schwerpunkt auf der Aufgabe, Tore zu verhindern. Neu war auch das durch die WM in Europa ausgelöste Medienecho. So widmete z. B. das deutsche Fachblatt „Fußball“, das 1930 noch mit wochenlanger Verspätung und kleinen Meldungen über die WM in Montevideo berichtet hatte, den Ereignissen in Italien seitenlange Sonderberichte und sparte auch nicht mit eindrucksvollen Fotos. Aber auch anderswo zeigte man sich interessiert: 16 Radiostationen aus zehn Ländern waren akkreditiert, 270 Presse-Agenturen oder Zeitungen schickten Reporter nach Italien. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)