"The Grand Old Man of New Ulm": Werner Pfänder, ein schwäbisch-amerikanischer Turnerpionier

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Hofmann, Annette Ruth
Erschienen in:Südwestdeutsche Turner in der Emigration
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2004, S. 133-148, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
USA
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200506001335
Quelle:BISp

Abstract

Wilhelm Pfänder wurde 1826 in Heilbronn geboren. 1840 machte er eine Ausbildung zum Kaufmann. Während seiner Lehrzeit widmete er seine freien Stunden dem Turnen. Unter Leitung von Georg Härte, dem späteren Reichs- und Landtagsabgeordneten von Heilbronn, wurde 1845 eine Turngemeinde gegründet. Ziel war es, durch Turnen den Körper zu bilden und zu stärken, wobei kein Stand ausgeschlossen werden sollte. Noch im Gründungsjahr luden die Heilbronner Turner zum ersten deutschen Turnfest ein. Die 32 aus ganz Deutschland anwesenden Vereine verabschiedeten hier das bis heute in Deutschland bekannte Turnersymbol der vier "f" - "frisch, fromm, fröhlich, frei". Pfänder zog im Gründungsjahr der Turngemeinde nach Beendigung seiner Lehre nach Ulm. 1846 wurde in Ulm eine Turngemeinde gegründet. Noch vor der revolutionären Erhebung 1848/49 wanderte Pfänder zusammen mit dem Ulmer Kaufmann und Vorstand des Turnvereins Carl von Stapf 1848 über London in die USA nach Cincinnati, Ohio aus. Erst arbeitete er in der urbanschen Geldschrankfabrik, wechselte 1849 zum "Deutschen Republikaner" als Buchhalter. Pfänder war einer der Gründer des im November 1848 ins Leben gerufenen Turnvereins in Cincinnati. Die Turnvereine als Sammelpunkt deutscher Kultur kritisierten die von den Nativisten verteidigten Prinzipien, insbesondere die "anti-immigrant forces", die "Sabbath Day laws" und die Temperenzgesetze. In vielen Staaten mussten sie sich mit allen Kräften gegen deren Angriffe wehren. Diesen Bedürfnissen entsprechend beschloss der 1850 gegründete Socialistische Turnerbund Nordamerika auf der Tagsatzung in Buffalo 1855 einen Ansiedlungsverein zu gründen. Dieses Ansiedlungsprojekt entstand auf Anregung Pfänders. Es wurde ein Verwaltungsausschuss mit der Aufgabe gewählt, einen Organisationsplan auszuarbeiten. Eine Kommission des Verwaltungsausschusses aus Cincinnati reiste durch die Staaten des Mittleren Westens. Eine schon vorhandene Siedlung am Minnesota-Fluss in Minnesota mit dem Namen New Ulm Settlement entsprach ihren Vorstellungen. Schon im November 1856 hatte New Ulm genügend Ansiedler, dass sich 15 Personen fanden, einen Bundesturnverein zu gründen. Pfänder war, nachdem er sich in New Ulm niedergelassen hatte, bis zu seiner politischen Karriere als Farmer tätig. Nebenbei betätigte er einen Laden und hatte eine Reihe von öffentlichen Ämtern in Staat und Stadt inne. Während des Bürgerkrieges kämpfte er als Leutnant der 1. Minnesota-Battery für die amerikanischen Nordstaaten. Nach dem Krieg beteiligte er sich am politischen Leben des Staates Minnesota. Er starb 1905 in New Ulm. Das Städtchen New Ulm hat bis heute weder seine deutsche Tradition noch seine turnerischen Wurzeln verloren. Weinke