Zum Zusammenhang von kritischen Lebensereignissen, Ärgerverarbeitung und Sportverletzungen im Profi- und Amateurfußball – Übersicht und ergänzende Befunde

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Janssen, Jan Peters
Erschienen in:Sportwissenschaft rund um den Fussball : 12. Jahrestagung der dvs-Kommission Fussball vom 22.-29.9.1996 in München ; Beiträge und Analysen zum Fussballsport IX
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 1998, S. 41-53, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft ; Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Kommission Fußball
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200502000324
Quelle:BISp

Abstract

Jährlich werden in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Sportunfälle ärztlich behandelt. Diese hohe Zahl ließ Karl Feige schon 1964 die Notwenigkeit einer Psychologie dieses Phänomens als Spezialdisziplin postulieren. Viele Studien, vor allem in Nordamerika, haben sich seitdem dieser Problematik angenommen und haben – trotz einiger methodischer Schwächen – Korrelationen zwischen Lebensstreß und Sportunfällen festgestellt. Nimmt man die Ergebnisse aus der Unfallforschung im Haushalt, in der industriellen Produktion bzw. im Straßen-, Luft- und Schifffahrtsverkehr hinzu, kristallisieren sich folgende neuralgische Bedingungen heraus: 1. Es scheint einen Zusammenhang zwischen einer labilen, negativen Gefühlslage und Unfällen und Verletzungen zu geben, 2. Unfälle und Verletzungen scheinen durch eine Lage der Informationsverarbeitung begünstigt zu werden, die durch Zeitnot und psychischen Druck gekennzeichnet ist. Die vorliegende Studie präsentiert Ergebnisse aus einer Befragung zu Sportverletzungen und Lebenssituation unter Spielern des Fußball-Profiklubs FC St. Pauli und der Regionalligamannschaft des VfL 93. Zudem wurden Fragen zum persönlichen Ärgererleben gestellt. Die Korrelationen zwischen Schweregrad und Häufigkeit der Verletzungen und den ermittelten LCU-Werten waren ausgesprochen stark ausgeprägt.(LCU=life change unit, Wert um den Grad der Veränderung der Lebensumstände des Probanden zu ermitteln, einschneidenden Erlebnissen werden bestimmte Punktzahlen zugewiesen, z.B. Tod einer nahestehenden Person=100 Punkte etc.) Bezüglich des Ärgererlebens ergaben sich überraschende Befunde: Probanden, die dazu tendierten, Ärger in sich hineinzufressen, sind signifikant stärker gefährdet, sich zu verletzen, als Personen, die offensiv mit ihrem Ärger umgehen. All die gewonnenen Erkenntnisse müssen auf Grund der retrospektiven Art der Datenerhebung (Gefahr der selbstdienlichen Interpretation der Ereignisse) jedoch mit Vorsicht genossen werden. (Fürhoff)