Fußball - Ambivalenzen einer populären Sportart

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schulze, Bernd
Erschienen in:Die lokal-globale Fußballkultur - wissenschaftlich beobachtet
Veröffentlicht:Münster: Waxmann (Verlag), 2004, S. 181-193, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000224
Quelle:BISp

Abstract

Die gegensätzliche Charakterisierung realer Phänomene (z. B. Coubertins Sichtweise des Fußballspiels als Spiel, das den Unternehmensgeist fördere, gegenüber der Sichtweise der bürgerlichen Turnbewegung, dass das Fußballspiel eine vulgäre, ungebändigte Körperlichkeit fördere und mit den schlimmsten Auswüchsen des Geschäftsgeistes und dem unkontrollierten Überschwang der Massen verbunden sei), verweist stets auch auf die generelle Schwierigkeit, die Wahrheit wissenschaftlicher Erkenntnisse festzustellen. Die moderne Systemtheorie geht bei ihrer Beschreibung der Gesellschaft von dieser Schwierigkeit aus und macht aus dem scheinbaren Dilemma ein konstruktives theoretisches Element, indem sie die zentrale Formulierung von Maturana/Varela (1987) aufnimmt: „Alles Gesagte ist von jemandem gesagt.“ Jede Beobachtung verweist auf einen Beobachter, und in der Gesellschaft existieren viele Beobachter, deren Beobachtungen sich nicht zu einer objektiven Beschreibung der Welt zusammenfassen lassen, sondern die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Die soziale Umwelt ist also kein für ale Beobachter gemeinsamer gesellschaftlicher Kontext, vielmehr erzeugt die Vielzahl der Beobachter durch ihre Beobachtungen eine polykontexturale Gesellschaft. Was für die Gesamtgesellschaft gilt, trifft ebenso auf Einzelphänomene wie den Fußballsport zu. An diesem Spiel kann die Beobachterabhängigkeit Verf. zufolge sogar besonders gut exemplifiziert werden. Zu diesem Zweck sammelt Verf. einige der hervorstechendsten strukturellen, kulturellen und historischen Ambivalenzen des Fußballssports der modernen Gesellschaft und gelangt zu folgender Erkenntnis: Der Fußballsport ist – wie die ihn umgebende Gesellschaft – ein vielschichtiges Phänomen. Ein Teil dieser Verschiedenartigkeiten ergibt sich aus seiner Historizität, d. h. seiner Entstehung, Verbreitung und unterschiedlichen Entwicklung in verschiedenen Ländern. Je unterschiedliche soziale Kontexte führten zu verschiedenartigen Entwicklungen. Eine andere Erklärung leitet sich aus seiner Struktur ab, die aus den typischen Interaktionsformen und Organisationstypen besteht. Wie in jedem strukturierten System finden sich im Fußballsport vielfältige Widersprüchlichkeiten. Was auf der einen Ebene notwendig ist, kann auf einer anderen kontraproduktiv sein. Entwicklungen, die von Vielen als falsch eingeschätzt werden, können dennoch oftmals nicht geändert werden. Solche Erscheinungen gehören zum Fußballsport wie zur modernen Gesellschaft. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)