Geschlechterkonstruktionen auf dem Fußballplatz

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pfister, Gertrud; Fasting, Kari
Erschienen in:Die lokal-globale Fußballkultur - wissenschaftlich beobachtet
Veröffentlicht:Münster: Waxmann (Verlag), 2004, S. 137-152, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000218
Quelle:BISp

Abstract

Fußball und Weiblichkeit galten seit den Anfängen des Spiels als Gegensätze. Obwohl Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ländern wie England und Frankreich Fußball spielten, blieb der Frauenfußball marginal, während sich der Männerfußball zu einer Massenbewegung entwickelte. Der Aufschwung des Frauenfußballs auf nationaler und internationaler Ebene begann in den 1970er Jahren. In Deutschland wurden Frauen 1970 „offiziell“ zum Fußballspiel zugelassen. Seitdem wurden in Deutschland – ebenso wie in anderen Ländern – Turniere durchgeführt und bald auch Ligen auf regionaler und nationaler Ebene aufgebaut. Was bedeutet es für die Fußballspielerinnen, sich auf dem Fußballfeld zu präsentieren und dort in einer Weise zu agieren, die als männlich wahrgenommen und interpretiert wird? Hat die Tatsache, dass sich die Spielerinnen in einer Welt der Männer beweisen (müssen), Einfluss auf ihre Sichtweise und ihre Konstruktion von Geschlecht, von Männlichkeit und Weiblichkeit? Die in diesem Beitrag präsentierte Studie versucht eine Antwort auf u. a. diese Fragen zu geben. Im Kontext des Projekts wurden problemzentrierte Interviews mit sportaktiven Frauen u. a. auch im Fußball geführt. Es wurden u. a. Fußballspielerinnen in den höchsten nationalen Ligen interviewt (zu den insgesamt 39 Spielerinnen gehörten neun Spielerinnen aus zwei Vereinen in Schweden, neun Spielerinnen aus einem USA-Team, zehn Spielerinnen aus Norwegen und elf Spielerinnen aus Deutschland, die jew. zwei verschiedenen Teams angehörten). Die Interviews konzentrierten sich auf sechs Hauptthemen: Sportbiografie, soziale Netzwerke, Alltagsleben, Geschlechteridentitäten, Körper und Zukunftspläne. Es wurde deutlich, dass die Fußballspielerinnen dadurch, dass sie in eine traditionelle Männerwelt eingedrungen sind, die Weiblichkeitsideologien der herrschenden Sportkultur herausfordern. Andererseits verändern die Spielerinnen teils auch in subversiver Weise traditionelle Bedeutungen von Männlichkeit und Weiblichkeit dadurch, dass sie sich weigern, sich mit den Weiblichkeitsstereotypen, -erwartungen und -idealen zu identifizieren und den gängigen Vorstellungen im Hinblick auf Aussehen und Verhalten zu entsprechen. Dass Fußballspielerinnen die traditionellen Geschlechterordnungen herausfordern, ist ein weltweites Phänomen, so auch in den USA, wo Frauenfußball viel eher akzeptiert wird als bspw. in Deutschland. Einige der befragten Spielerinnen erwiesen sich als „gender troublemakers“, indem sie von den gesellschaftlichen Idealen abweichende Weiblichkeiten entwickelt haben, ohne sich dabei als typisch „männlich“ zu verhalten, sich als Mann zu empfinden oder ihr Frausein aufzugeben. Aus ihren Aussagen lässt sich eine Auflösung der binären Gegensätze von Männlichkeit und Weiblichkeit herauslesen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)