Die Organisation des wettkampfbetriebenen Fußballsports in der Bundesrepublik Deutschland

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bentem, Neil van
Erschienen in:Die lokal-globale Fußballkultur - wissenschaftlich beobachtet
Veröffentlicht:Münster: Waxmann (Verlag), 2004, S. 11-28, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000215
Quelle:BISp

Abstract

Auf der Basis von Satzungsanalysen arbeitet Verf. heraus, wie das System des wettkampfmäßig betriebenen Fußballsports in der Bundesrepublik Deutschland derzeit funktioniert. Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass der vereins- und verbandsorganisierte Fußballsport in der Bundesrepublik Deutschland von zwei Säulen getragen wird: der über 26.000 Organisationen umfassenden, aber wirtschaftlich eher unbedeutenden Amateursportsäule und der lediglich 37 Organisationen umfassenden, aber wirtschaftlich starken Profisportsäule. Die Amateursportsäule wird von den „Dritter-Sektor-Organisationen“ getragen, die allesamt einen nicht-wirtschaftlichen Zweck erfüllen. Die Profisportsäule wird von „Dritter-Sektor-Organisationen“ und Marktorganisationen gebildet und ist stark markwirtschaftlich orientiert. Die beiden Säulen werden durch den DFB zusammengehalten, der die Verbindung zwischen Profi- und Amateursport sicherstellt. Das Zusammenspiel der beiden Säulen wird von bestimmten Prinzipien beherrscht. Herausragend ist dabei das Prinzip der immer noch vorherrschenden, in vielen anderen europäischen Ländern bereits aufgehobenen Satzungsunterwerfung. Trotz des Zusammenspiels von Markt- und „Dritter-Sektor-Organisationen“ und den daraus resultierenden unterschiedlichen Zwecken, die die Organisationen für ihre Mitglieder erfüllen, haben die Marktorganisationen einen erheblichen Anteil ihrer Macht an den DFB abgegeben und tragen damit zum Erhalt der Amateursportvereine und -ligen bei. Durch das Prinzip der Einzelmitgliedschaft und der monopolistischen Struktur des Systems konnte das Aufkommen konkurrierender Ligen bisher erfolgreich verhindert werden. Durch die Gründung des Ligaverbandes haben die Profivereine deutlich an Macht gewonnen, da sie als direkte Mitglieder die Entscheidungen des Ligaverbandes unmittelbar bestimmen können. Die Macht ist jedoch durch den Grundlagenvertrag zwischen DFB und Ligaverband, wodurch das Prinzip der Satzungsunterwerfung weiter wirksam ist, beschränkt. Laut Verf. ist es fraglich, wie lange die erfolgreiche Symbiose aus Markt- und „Dritter-Sektor-Organisationen“ noch Bestand hat und wie lange die Bundesligavereine bereit sind, auf Teile ihrer Autonomie zugunsten des Gesamtsystems zu verzichten. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)