Abstract

Verf. untersucht, wie es dazu kommt, dass Gruppen junger männlicher Fußballfans als „Hooligans“ definiert und identifiziert werden. Er tritt der weit verbreiteten Annahme entgegen, dass die Gewalt völlig im Mittelpunkt der Fußballerlebnisse dieser Fans steht. Es ist vielmehr die Schaffung einer besonderen Identität, die dem Fußball-Hooliganismus zugrunde liegt. Eng mit dieser Identität verbunden sind besondere kulturelle Werte und Rituale, Codes der Ehre und der Schande sowie gemeinschaftliche Verhaltens- und Konsummuster. Aus historischer Perspektive lokalisiert Verf. den Hooliganismus innerhalb des Milieus einer industriellen Arbeiterklassenkultur und untersucht die Vorstellungen der Selbstdarstellung und der Rituale, die eingebettet sind in eine idealisierte Maskulinität. Das Buch basiert auf zehn Jahre währenden Untersuchungen einer Gruppe von Fans des englischen Fußballklubs Sheffield United, die für ihre gewalttätigen Ausschreitungen berüchtigt sind. Auf Basis dieser Untersuchungen wird der häufig geäußerten These, dass die Gewalt zwischen Fußballfans von „Generalen“ organisiert wird, die innerhalb hierarchisch strukturierter Gruppen operieren, widersprochen. Vielmehr wird die Auffassung vertreten, dass derartige Unrichtigkeiten nur propagiert werden, um die Macht der Polizei und der Medien zu steigern und besondere Personengruppen, deren Verhaltensweisen nicht zu zunehmend konstriktiven Codes sozialen Verhaltens passen, zu kontrollieren. Das Buch stellt nicht nur traditionelle Auffassungen vom Fußball-Hooliganismus in Frage, sondern versteht sich auch als die erste anthropologische Studie der Gewalt im Umkreis des Fußballs. Schiffer