Vom Seelenkerker zum virtuellen Flaneur: Körper-Geschichten von Platon bis Kurzweil

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Körner, Swen
Erschienen in:Forschung Innovation Technologie
Veröffentlicht:7 (2002), 2, S. 22-26
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1434-7776
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200402000334
Quelle:BISp

Abstract

Die Vielfalt und Dynamik gegenwartskultureller Körperthematisierungen füllt Bände und der Widerstreit zwischen Körper und Geist hat den gleichen Ursprung wie die abendländische Kulturgeschichte. Was mit "Körper" gemeint ist, wurde bzw. wird kontrovers diskutiert. Mit dem Sonderrang des Geistes eröffnet die antike Philosophie ihre Körperversion als "Seelenkerker". Die bis ins 15. Jahrhundert erhaltene Körperfeindlichkeit beginnt sich erst durch das aufkommende anatomische Interesse abzuschwächen. Der im Gegensatz zum Körper unauffindbare Geist lässt den Menschen im philosophischen Materialismus als eine Maschine erscheinen, die im 18. Jahrhundert durch die Betonung der Disziplin gefügig und gelehrig gemacht wird. Heutzutage lassen die medialen Entwicklungen eine Bewegungslosigkeit zu, die einen Untergang von Körper und Sinnen vermuten ließe. Demgegenüber stehen aber die die Sinne ansprechenden Zeichen- und Bilderbahnen beispielsweise des Internets, in dem alle menschlichen (und somit körperlichen) Bedürfnisse ihre virtuelle Entsprechung haben. Außerdem sieht Verf. in den realen Bewegungssequenzen der Computerwelt einen Appellcharakter, der zur Nachahmung anregen kann. Eine Möglichkeit zur Versöhnung von Körper und Geist über den Sport eröffnet sich vor dem Hintergrund der Motivation zur Ausübung von Fitness- oder Extremsport, bei denen trotz der wesentlichen Unterschiede die gemeinsame Selbstinszenierung über die physischen Leistungen bleibt. Die den Körper betreffenden und relativierenden Forschungsergebnisse bzw. -vorhersagen der Nanotechnik und Humangenetik zeichnen schließlich ein Bild von einer Welt, die den medien- und biotechnologischen Körperboom hinter sich gelassen hat und die Frage bleibt, ob das auch das Ende der Vorstellung sportlichen Handelns beinhalt. Amendt