Zum Umgang mit rechten Tendenzen im Fußball-Fan-Umfeld von Hannover 96. Ergebnisse der interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Bekämpfung rechter Umtriebe im Fußballbereich

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Achilles, Sven; Pilz, Gunter A.
Erschienen in:Tatort Stadion : Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball
Veröffentlicht:Köln: PapyRossa-Verl. (Verlag), 2002, S. 195-211, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200210002886
Quelle:BISp

Abstract

Die rechtsextreme Szene hat besonders bei Jugendlichen großen Zulauf. Sie weitet sich nicht nur quantitativ aus, sondern wird in ihren Aktionen auch immer aggressiver und brutaler. Dabei ist die für die rechtsextreme Gewalt heutzutage typische Doppelstruktur von Ideologie und Erlebnissehnsucht besonders auffällig. Diese Erlebnissehnsucht macht gerade das Fußballstadion für Rassisten so attraktiv und deren Aktionen für manche Fans, Ultras und Hooligans im Sine des "Sensationseeking" so verlockend. Wie in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich werden gerade im Umfeld von Fußballgroßereignissen offen fremdenfeindliche Parolen skandiert und Symbole zur Schau getragen. Die Fanszene scheint somit ein Seismograph für rechte, ausländerfeindliche Stimmung in Deutschland zu sein. Analog zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung ist auch im Niedersachsenstadion bei Heimspielen von Hannover 96 schon seit längerer Zeit eine Zunahme rechter Tendenzen zu beobachten. Dabei versuchen die Rechten neuerdings, durch subtile Formen vermehrt Einfluss in der Fanszene zu gewinnen und durch Einflößen von Angst, Bedrohungen und z.T. auch massives Auftreten die Mehrheit zum Schweigen und Tolerieren zu bringen. Diese Entwicklungen waren Anlass, dass seit Mai 2000 in Hannover verstärkt an Maßnahmen gegen die Zunahme rechter Tendenzen im Umfeld der Fußballfans gearbeitet wird. Verschiedene im Fußballbereich tätige Institutionen haben sich auf Initiative des Fanprojektes zu einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zusammengeschlossen. Sie hat es sich zu Aufgabe gemacht, rechte Umtriebe im Fußballbereich zu bekämpfen. Im Januar 2001 konnte eine neue Hausordnung präsentiert werden, die vom Verein Hannover 96 verabschiedet wurde und seit dem 22.1.2001 im Niedersachsenstadion bei Heimspielen von Hannover 96 gilt. Der entscheidende Unterschied zur bisherigen Stadionordnung besteht darin, dass fortan bereits der Eindruck, es könnte sich um rechtsextremistische, rassistische, fremdenfeindliche Symbole, Zeichen, Parolen usw. handeln, ausreicht, um ein Stadionverbot zu bewirken. Damit kann man erstmals auch in der Grauzone aktiv werden. Schiffer