Die "Arisierung" der Deutschen Turnerschaft im Jahre 1933

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Becker, Hartmut
Erschienen in:Stadion
Veröffentlicht:2 (1976), 1, S. 121-139, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0172-4029
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200009000314
Quelle:BISp

Abstract

Nach der Machtübernahme im Jahre 1933 begannen die Nationalsozialisten in Deutschland rasch, Juden aus der Beamtenschaft und anderen gesellschaftlichen Positionen in Kultur, Wirtschaft und Politik auszuschließen. Von der ideologischen Gleichschaltung betroffen waren ferner alle deutschen Sportverbände, so auch die Deutsche Turnerschaft (DT), die auf Druck der nationalsozialistischen Führung die Aufnahme des "Arierparagraphen" in ihre Verbandsordnung aufnahmen. Wesentlichen Einfluss auf die Durchsetzung des Arierparagraphen in der DT hatte ihr Vorsitzender Edmund Neuendorff. Um die DT vor ihrer möglichen Zerschlagung zu retten, bot er Hitler an, die Turner "Seite an Seite neben SA und Stahlhelm" zu formieren. Beim Stuttgarter Turnfest im Juli 1933 musste jedoch Neuendorff dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten Platz machen. Bereits ein Jahr später wurde die DT in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert und nach dem scheinbar nahtlosen Übergang ins Dritte Reich folgte 1936 ihre Selbstauflösung. Ausgehend von dieser Entwicklung geht Verf. der Frage nach, wie diese Vorgänge, ihre Substanz sowie ihre Wirkung nach der Gleichschaltung aus historischer Sicht zu bewerten ist. Aus dem Blickwinkel verschiedener deutscher Sporthistoriker wird vor allem die Frage untersucht, ob Edmund Neuendorff aus persönlich ideologischen Gründen die "Arisierung" der Deutschen Turnerschaft unterstützte oder ob er durch Konzessionsentscheidungen an das Hitler-Regime lediglich versuchte, seinen Verband vor einer möglichen Zerschlagung durch die Nationalsozialisten zu bewahren. Lemmer