Sexuelle Enthaltsamkeit griechischer Athleten und ihre medizinische Begründung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Fiedler, Wilfried
Erschienen in:Stadion
Veröffentlicht:11 (1985), 2, S. 137-175, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0172-4029
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200009000253
Quelle:BISp

Abstract

Verf. zeigt, dass die geführten Diskussionen um die sexuelle Enthaltsamkeit von Spitzensport-lern bereits in der Antike zahlreiche Gemüter von Philosophen und Medizinern erregte. Im antiken griechischen Wettkampfwesen, welches ausgefeilte Trainingsprogramme und Ernährungsvorschriften entwickelte und seine Athleten einer medizinischen Beobachtung unterzog, stand die Forderung nach sexueller Enthaltsamkeit im Interesse einer möglichen Leistungsförderung. Verf. befasst sich in seinen Ausführungen zunächst mit den antiken Schriften von Platon, Dio-genes und Aelian, die auf verschiedene enthaltsame Athleten Bezug nehmen. Darüber hinaus erläutert Verf. den theoretischen Hintergrund, vor dem die Forderung nach Enthaltsamkeit im Sport in der Antike laut werden konnte, ergänzt durch einen Ausblick auf Empfehlungen und Methoden, mit Hilfe derer man dieses Ideal zu realisieren suchte. Während Platon (427-347 v. Chr.) in seinem Alterswerk "Leges" gesetzliche Anordnungen über das sexuelle Verhalten sei-ner Bürger ganz in den Dienst der Kinderzeugung sehen wollte und von den vorbildlichen Ath-leten seiner Zeit im Interesse einer großen sportlichen Leistung sexuelle Selbstbeherrschung verlangte, beziehen sich die Schriften von Aelian (De natura animalium) zur Forderung nach sexueller Enthaltsamkeit vor allem auf den im Kynismus beliebten Mensch-Tier-Vergleich. Ein besonderes Augenmerk wirft Verf. auf die medizinische Begründung für die Forderung nach sexueller Enthaltsamkeit des antiken Kulturkreises. In der antiken griechischen Literatur wird hierzu immer wieder bemerkt, dass der Geschlechtsverkehr zu einem Kräfteverlust der Athle-ten führe. Die entsprechende Entkräftung der Athleten wurde dabei vor allem im Zusammenhang mit Theorien von der Samenbildung des Mannes gesehen. Ausgehend von einer solchen antiken "Zeugungs- und Vererbungslehre" sowie ihren Nachwirkungen geht Verf. auf folgende einzelne Theorien näher ein: 1. Die "enkephalo-myelogen Samenlehre"; 2. Die "Pangenesislehre"; 3. Die "hämatogene Samenlehre". In einem abschliessenden Kapitel widmet sich Verf. schliesslich den gemeinsamen Merkmalen dieser Theorien sowie den Konsequenzen hinsicht-lich des sexuellen Verhaltens griechischer Athleten in der Antike. Lemmer