Abstract

"Beitrag der Sportgeschichte zur politischen Bewusstseinsbildung" lautete das Thema der Jahrestagung der Sektion Sportgeschichte der Deutschen Vereinigung fuer Sportwissenschaft (DVS), welche im Juni 1990 an der Berliner Verwaltungsakademie des Deutschen Sportbundes erstmalig nach der Wiedervereinigung mit Sporthistorikern der ehemaligen DDR veranstaltet wurde. Im Zusammenhang mit der Frage, inwieweit Sportgeschichte - wenn sie als Objekt betrachtet, beschrieben, vermittelt und benutzt wird - im Spiegel der Gesellschaft zur Bildung eines politischen Bewusstseins beitragen kann, wird deutlich gemacht, dass die Sportgeschichtsschreibung der ehemaligen DDR vor allem der Parteilichkeit einer "Geschichtspropaganda" unterworfen war. In einem Fazit kommen westdeutsche Sporthistoriker zu dem Ergebnis, dass eine politische Bewusstseinsbildung mittels Sportgeschichte an westdeutschen Schulen kaum stattfindet. Ferner standen folgende Themenschwerpunkte im Zentrum der Tagungsdiskussion: 1. "Erfahrungen bei der Erbaneignung und Traditionspflege im DDR-Sport" (L. Skorning, Ost-Berlin); 2. "Zur Sportgeschichtsschreibung und Traditionspflege im Berliner Sport in den letzten Jahrzehnten" (C. Tiedemann, Hamburg); 3. "Perspektiven dialektisch-materialistischer Geschichtsschreibung in Deutschland" (H. Bernett, Bonn): Ein dritter Themenkomplex befasste sich mit folgenden Schwerpunkten: 1. "Die Rolle der Turner beim Wartburgfest 1817" (G. G. Schohs, Koblenz); 2. "Politische Tendenzen in den buergerlichen Radsportverbaenden" (G. Pfister, West-Berlin); 3. "Das Dietwesen im Gau Hessen-Nassau in der Zeit des Nationalsozialismus" (B. Schwank, Mainz); 4. "Das Bild des Nationalsozialismus in den neueren Vereins- und Verbandsfestschriften" (J. Teichler, Königswinter). Lemmer