50 Jahre nach den Nazispielen - wie damit umgehen?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Simon, Hans
Erschienen in:Olympische Jugend
Veröffentlicht:1986, 5, S. 10-13
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0343-0235, 1438-4442
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199908400898
Quelle:BISp

Abstract

Anlaesslich des 50jaehrigen Jubilaeums der Olympischen Spiele 1936 im 3. Reich befasst sich Verf. mit einer kritischen Aufarbeitung der sportlichen Seite der Nationalsozialisten. Zwar sei die Untersuchung und Aufarbeitung der Spiele durch Historiker gut vorangeschritten, jedoch meint Verf., dass sie vor allem von Seiten der Sport-Offiziellen bisher weitgehend ignoriert wurde. Als Motiv fuehrt Verf. an, dass man Angst habe, hier eine "vorzeigbare" Tradition feiern muessen, auf die man stolz seine koennte. Die Ausnutzung der Olympischen Spiele 1936 fuer die nationalsozialistische Innen- und Aussenpolitik ist historisch unbestritten, insbesondere die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen dienten den Sportfuehrern des 3. Reichs als eine erste oeffentliche Plattform fuer die großen Spiele im Sommer in Berlin, um zu testen, inwieweit die teilnehmenden nichtfaschistischen Staaten die Propagandaschau eines "friedliebenden" deutschen Staates glaubten. Der Test gelang, und die Spiele in Berlin bescherten den Nazis einen grossen Erfolg. Auch wenn damals Sportfunktionaere wie Carl Diem - der als Architekt der Olympischen Spiele in Berlin 1936 galt - eine Instrumentalisierung des Sports im Sinne der ideologischen Gleichschaltung mit der faschistischen Politik Deutschland bestritt, so muss den Sportfuehrern jedoch nach Meinung des Verf. unterstellt werden, dass sie von ihrem ideologischen Missbrauch gewusst und nichs dagegen unternommen hätten. Verf. kritisiert, dass sich diese Schutzbehauptung von einer wesensmaessigen Trennung von Sport und Politik auch unter den Sportfunktionaeren im neuen aufstrebenden demokratischen Deutschland nach 1945 breit gemacht habe. Eine Auffassung, die nach Ansicht des Verf. kuenftig auf allen Ebenen des Sports - von der Vereinsebene bis hin zur internationalen/olympischen Ebene - verhindert werden muesse, um letztlich zu einem verantwortlichen Umgang mit dem Sport und seiner Geschichte gelangen zu koennen. Lemmer