"Werden wie die Griechen" : Implikationen, Intentionen und Widersprüche im Olympismus Pierre de Coubertins

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Wirkus, Bernd
Erschienen in:Stadion
Veröffentlicht:16 (1990), 1, S. 103-128, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0172-4029
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199908400840
Quelle:BISp

Abstract

Das Resultat der "Olympischen Idee" Pierre de Coubertins, sein sogenannter "Olympismus", gedacht als Herzstueck der Olympischen Bewegung, krankt nach Auffassung von Verf. an einer Schwaeche, die ihr bereits durch ihren Begruender in die Wiege gelegt wurde: "der nur unzureichenden Einordnung des Olympismus in die historischen Bezuege und der Standortfindung in der jeweiligen Gegenwart". Diese olympische Philosophie mit ihren universellen Vorstellungen eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen auf der Welt wird nach Ansicht von Verf. hinsichtlich ihres Anspruchs einer angeblichen "Unvergaenglichkeit" und "Unwandelbarkeit" des olympischen Wertekanons kaum gerecht. Insbesondere an dem Verstaendnis des Sports des 20. Jahrhunderts wird nach Meinung von Verf. deutlich, dass das Phaenomen des Coubertinschen Olympismus lediglich zu einer "Leerformel" verwaessert ist. Im Anschluss an einige eigene Arbeiten zum Denken und dem Werk Coubertins unternimmt Verf. den Versuch, mit den wissenssoziologischen Basiskoordinaten "Mythos, Utopie und Ideologie" - ohne den Anspruch auf eine systematische und erschoepfende Behandlung zu erheben - eine etwas genauere "ideologiekritische Standortbestimmung des Olympismus" vorzunehmen. Umfangreichere Untersuchungen, die sich mit dem "Ganzen" des "Olympismus" aus philosophisch-soziologischer Sicht kritisch auseinandersetzen, gab es nach Meinung von Verf. bisher nicht. Der Olympismus ist in den Augen von Verf. zum Teil ein Reflex auf geschichtliche und soziokulturelle Entwicklungen, zum Teil auch mehr, naemlich "Entwurf - Projektion und Projekt" von Zeit und Historie in einem. Daher koennen die sozio-kulturellen Praemissen des Olympismus nur aus der komplizierten Verflechtung des 19. Jahrhunderts heraus betrachtet und verstanden werden. Ausgehend von diesen Ueberlegungen geht Verf. zunaechst auf die aristokratische Herkunft Coubertins ein, ehe in den weiteren Kapiteln die Beziehung Coubertins zum Katholizismus und Paedagogismus naeher beleuchtet wird. Lemmer