Der Spitzensport an der Schwelle ins 21. Jahrhundert - Trainingswissenschaftliche Befunde und Theorieansaetze

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Torhauer, Hans-Alexander; Türck-Noack, Uwe
Erschienen in:Leipziger sportwissenschaftliche Beiträge
Veröffentlicht:38 (1997), 2, S. 1-23, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0941-5270
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199812306040
Quelle:BISp

Abstract

Der Leistungs- und Spitzensport stellt sich nach wie vor als sehr widerspruechlich und komplex dar, denn Leistungsmanipulationen (Doping), Gesetzesverletzungen und Betrugsabsichten haben Fairness und Chancengleichheit in den vergangenen Epochen nicht wirklich zur Entfaltung kommen lassen. Nationale Interessen sowie die zunehmende Kommerzialisierung des internationalen Spitzensports zeigen, dass der Leistungssport an die Grenze der menschlichen Leistungsfaehigkeit angelangt ist. Trotzdem zeigt das Erscheinungsbild des heutigen internationalen Spitzensports nach Ansicht der Verf. bestimmte Entwicklungslinien auf, wie etwa eine nahezu ungebremste Leistungsentwicklung, eine deutlich groessere Breite in der internationalen Spitze (Konzentration staatlicher Foerdermittel, Kommerzialisierung), eine zunehmende professionelle Vorbereitung auf die Olympischen Sportarten, eine Verbesserung der Trainingssysteme, die Durchsetzung von Emanzipationsanspruechen im Frauenleistungssport sowie Leistungsmanipulationen und Wettbewerbsverzerrung durch Doping und Pharmakamissbrauch. Auch wenn der bundesdeutsche Spitzensport in den internationalen Leistungssport eingebunden ist, so zeigt er jedoch eine Reihe von Besonderheiten, die vor allem aus der juengeren gesellschaftlichen Entwicklung heraus zu sehen sind. Folgende Entwicklungslinien lassen sich hier nach Auffassung der Verf. aufzeigen: 1. Leistungsstagnation und -rueckgang in der Mehrzahl der Sportarten und Disziplinen; 2. Die Anzahl der Athleten, die die Leistungsnormen der Spitzenverbaende infolge einer gezielten Entwicklung mit Hilfe eines bestimmten Trainings-Systems erreichen, ist stark ruecklaeufig; 3. Reduzierung der Leistungs- und Trainingsmaszstaebe in zahlreichen Spitzenverbaenden im Vergleich zu den international anerkannten Maszstaeben; 4. Tendenz der Ueberalterung der Spitzenkader ausgeloest durch fortschreitende Professionalisierung und Kommerzialisierung; 5. Einbuergerung auslaendischer Spitzensportler zur Stabilisierung der Medaillenbilanz. Aus trainingswissenschaftlicher Sicht kommen Verf. zu dem Schluss, dass die Leistungsstagnation im bundesdeutschen Spitzensport darueber hinaus vor allem auf Verletzung und Unkenntnis von Gesetzmaessigkeiten in der Trainingsgestaltung zurueckzufuehren sind. Damit ist unbedingt eine Neu-Orientierung angezeigt (Nachwuchsfoerderung, Staerkung der Spitzenverbaende, Verbesserung der Trainings- und Wettkampfsysteme, Verbesserung wissenschaftlich fundierter Begleitmassnahmen des Trainings). Lemmer