Abstract

Verf. zeigt auf, dass die deutsche Revolution von 1848/49 zwei Gesichter offenbarte: zum einen ging es um die Kernfrage, ob es gelingen kann, die sich anbahnende Revolution der Massen durch eine Revolution der Honoratioren aufzufangen. Nicht die fuehrenden Besitz- und Bildungsschichten der buergerlichen Gesellschaft waren die eigentlichen Ausloeser dieser Revolution, sondern die spontan gebildeten Gruppen des vierten Standes, die vor allem aus wirtschaftlicher Not heraus pluenderten und zerstoerten. Diese Wirren der politischen Gegensaetze spiegelten sich auch in den Turnvereinen dieser Zeit wieder, da auch sie hoechst politisch ausgerichtet waren. Wohl wissend um die Gefahr, zu politischen Parteien umfunktioniert zu werden und unabhaengig davon, ob sie die Konstitution oder die Republik anstrebten, waren sie doch alle von der Ueberzeugung begleitet, in einem einigen, gerechten und freien Vaterland leben zu wollen. Insbesondere der deutsche Turnerbund war von dem politischen Grundgedanken begleitet, einen Mittelpunkt fuer die turnerischen Bestrebungen der einzelnen Vereine zu bilden, um dadurch fuer die ,Weckung des Brudersinns und fuer die Kraeftigung" der Einheit und Freiheit des deutschen Volkes taetig zu sein. Als die erst betroffenen Glieder der Kette im politischen Kampf der Turner und Sportler geht Verf. der Frage nach, was vor allem die westfaelischen Turnvereine und -gemeinden waehrend dieses Zeitraums veranlasste, fuer einen demokratischen deutschen Staat einzustehen, um gegen die Fuerstenwillkuer zu kaempfen. Lemmer