Die Auswirkungen eines Kraftausdauertrainings auf das kardiopulmonale System bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Germonprez, Roland
Veröffentlicht:Köln: Deutsche Sporthochschule Köln (Verlag), 1998, 233 S., Lit.
Hochschulschriftenvermerk:Köln, Dt. Sporthochsch., Diss., 1998
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199808303880
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Da ein Krafttraining mit Herzpatienten im allgemeinen immer noch abgelehnt bzw. sehr zurueckhaltend eingesetzt wird, war es das Ziel dieser Untersuchung, ein moeglichst gefahrloses und effektives Trainingsprogramm fuer diese Patientengruppe zu entwickeln. Dazu setzte sich die Studie aus drei Voruntersuchungen mit Herzgesunden und der Hauptuntersuchung mit Herzpatienten zusammen: Ziel der ersten Voruntersuchung war es, den Zeitpunkt der hoechsten Laktatkonzentration im Blut zu definieren. Dazu trainierten die Probanden mit etwa 50% der Maximalkraft an der Beinpresse. Es zeigte sich, dass das Blutlaktat jeweils eine Minute nach Belastungsende am hoechsten war. Die zweite Voruntersuchung hatte zum Ziel, das Verhalten objektiver (Herzfrequenz, Blutdruck, Laktatkonzentration) und subjektiver (RPE-Werte nach der BORG-Skala) Parameter bei sukzessiv steigender Belastung an der Beinpresse zu ermitteln, um hieraus eine risikoarme Belastungsintensitaet fuer die sich anschliessende Hauptuntersuchung bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit festlegen zu koennen. Ziel der dritten Voruntersuchung war die Bestimmung einer Formel, nach der die Maximalkraft mit Hilfe der Haltezeit an der Beinpresse berechnet werden konnte, um in der Hauptuntersuchung sowohl die Belastungsintensitaet fuer das Training als auch den Kraftgewinn ermitteln zu koennen. Innerhalb der Hauptuntersuchung wurde der Frage nachgegangen, welche akuten Reaktionen und mittelfristigen Effekte beim Krafttraining mit Herzpatienten festgestellt werden konnten. waehrend der Untersuchung wurden Herzfrequenz, Blutdruck, Laktat sowie das subjektive Belastungsempfinden auf der RPE-Skala nach BORG bestimmt. An dieser Untersuchung nahmen 90 gut belastbare Herzpatienten teil. Waehrend die Gruppe I mit 20% und die Gruppe II mit 30% der individuellen Maximalkraft trainierte, nahm die Gruppe III nur an der ersten und neunten Trainingseinheit teil. Die beiden Interventionsgruppen fuehrten an der Beinpresse neun Trainingseinheiten zu je drei Serien durch. Zwischen Ruhe und Belastung stiegen Herzfrequenz, systolischer und diastolischer Blutdruck sowie die Laktatkonzentration in einem fuer Herzpatienten vertretbaren Bereich an. Eine zusaetzliche Auswertung der Herzfrequenz- und Blutdruckwerte verdeutlichte nur bei der Herzfrequenz einen hochsignifikant niedrigeren Belastungswert nach der Einnahme von Betablockern gegenueber den Probanden ohne Betablocker. Waehrend der neun Trainingseinheiten nahmen die Herzfrequenz und der Blutdruck etwa zwischen fuenf und neun Prozent ab. Der Rueckgang der Laktatkonzentration zwischen 20% bei der Gruppe I und 30% bei der Gruppe II fiel dabei besonders ins Auge und hob sich damit deutlich von den uebrigen Parametern ab. Vor und nach dem Trainingsprograrnm wurden eine Echokardiografie und eine Fahrradergometrie durchgefuehrt. Im Rahmen der echokardiografischen Untersuchungen kam es bei keinem der drei bestimmten Parameter, linksventrikulaerer enddiastolischer und endsystolischer Durchmesser sowie der Ejektionsfraktion, zu signifikanten Veraenderungen. Weiterhin zeigten sich weder bei der Hinterwand- noch bei der Septumdicke Unterschiede zwischen den beiden Messergebnissen. Die fahrradergometrisch ermittelte absolute und relative Verbesserung der Leistungsfaehigkeit zwischen beiden Tests war bei der Gesamtgruppe hochsignifikant. Submaximal verringerten sich Herzfrequenz, systolischer Blutdruck und das Druck-Frequenz-Produkt ebenfalls hochsignifikant. Zusammenfassend empfiehlt sich aus den Untersuchungsergebnissen folgendes Vorgehen fuer das Kraftausdauertraining mit Herzpatienten in der rehabilitativen Praxis: Unter Festlegung des Bewegungstempos, der Wiederholungszahl, der Bewegungsamplitude sowie der Pausenlaenge und der Serien wird das Training niedrig dosiert begonnen und wahrend der folgenden Trainingseinheiten langsam gesteigert. Durch den Therapeuten sollen entsprechende Kontrollmessungen durchgefuehrt und dokumentiert werden, die der Belastungsueberpruefung sowie der Dosierung der Trainingsintensitaet dienen. Aufgrund des annaehernd linearen Verlaufes der Herzfrequenz und des Blutdruckes sowie des exponentiellen Laktatverhaltens unter Belastung koennen die zu erwartenden Werte bei einer weiteren Steigerung des Trainingsgewichtes in etwa abgeschaetzt werden. Da in der taeglichen Praxis die Laktatbestimmung im allgemeinen nicht durchgefuehrt wird, sollte die Belastungsdosierung und -kontrolle vor allem ueber die Borg-Skala erfolgen. Weiterhin bleibt festzuhalten, dass es waehrend der gesamten Studie zu keinerlei Komplikationen kam. Es wurden weder vermehrte Herzrhythmusstoerungen noch koronare Ischaemiezeichen waehrend des Trainings festgestellt. Somit kann davon ausgegangen werden, dass ein Krafttraining mit der vorgegebenen Belastungsintensitaet von 20-30% der individuellen Maximalkraft von gut belastbaren Herzpatienten absolviert werden kann und zu einem therapeutisch wuenschenswerten Kraftzuwachs ohne negative Folgen wie etwa einer linksventrikulaeren Hypertrophie fuehrt. Die Frage, wie sich ein laenger durchgefuehrtes Training dieser Art nach Abschluss der Phase II weiterhin auswirkt, muss zur Zeit noch unbeantwortet bleiben. Verf.-Referat