Abstract des BISp

Ueber den australischen Radsport gibt es nur wenige wissenschaftliche Arbeiten, die zudem haeufig einseitig auf die sportartspezifische Entwicklung beschraenkt bleiben, ohne den groesseren Rahmen der sportlichen und gesellschaftlichen Umgebung einzubeziehen. Vor dem Hintergrund des chronologischen Entstehens bzw. Erscheinens einer Sportart kann ein Vergleich zweier Disziplinen wertvolle Aufschluesse ueber den Stellenwert, das Selbstverstaendnis und die gesellschaftlichen Bedingungen geben. Im Vergleich von Australian Football und dem Radsport im kolonialen Melbourne in der zweiten Haelfte des 19. Jahrhunderts sind sowohl die sportlichen Praeferenzen der Einwohner als auch die Popularitaet als Zuschauersportart von Interesse. Fuer den Radsport koennen im 19. Jahrhundert drei in Laenge und Intensitaet zu differenzierende Boomphasen unterschieden werden. Der erste Hoehepunkt der Fahrradbegeisterung Ende der sechziger Jahre fiel zusammen mit dem ersten Footballspiel auf einem Cricketplatz, der bis dahin ausschliesslich dem Cricketspiel vorbehalten worden war und sich nun zu einem multifunktionalen Sportplatz wandelte. Mitte der siebziger Jahre folgte im Zuge der Hochraeder ein enormer Popularitaetszuwachs. Gleichzeitig entdeckten Buchmacher die professionellen Radfahrer, die sich bald aus der ganzen Welt in Melbourne einfanden. Darueber hinaus wurde das Radfahren zu einer ganzjaehrigen Freizeitaktivitaet. Fuer die Frauen wurde das Fahrrad auch Vehikel der sozialen Emanzipation, 1895 wurde der erste Frauenfahrradclub in Sydney gegruendet. SaSch