Muskeldehn- und Aufbautraining zur Reduktion muskulaerer Dysbalancen. Ein orthopaedisch-verhaltensmedizinischer Ansatz zur Diagnostik und Therapie von Rueckenschmerzen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Grupp, Beate
Veröffentlicht:Ulm: 1994, 1994. 64 S., Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199706205299
Quelle:BISp

Abstract des Autors

In dieser Studie wurden die Auswirkungen eines Muskelaufbautrainings und eines muskulaeren Entspannungstrainings auf das subjektive Rueckenschmerzerleben bei prae-chronischen Rueckenschmerzpatienten, d.h. Patienten mit einer Erkrankungsdauer von zwei bis sechs Monaten, untersucht. Dazu fuehrten die Patienten vor, waehrend und nach der Therapie eine Woche lang ein Schmerztagebuch, in dem sie die taegliche Schmerzintensitaet und Schmerzhaeufigkeit notierten. Zur katamnestischen Beurteilung der Trainingseffekte fuehrten die Patienten drei Monate nach Beendigung der Therapiemassnahmen noch einmal das Schmerztagebuch eine Woche lang. Zum anderen wurde bei den Patienten die Muskelspannung an verschiedenen Ableitorten des Rueckens und am musculus rectus abdominis vor und nach den oben genannten Therapiemassnahmen gemessen. Dabei wurden die Muskelgruppen entsprechend den Ueberlegungen einer muskulaeren Dysbalance zwei unterschiedlichen Muskeltypen zugeordnet: Zum einen tonische, zur Verkuerzung neigende Muskeln, zum anderen phasische, zur Abschwaechung neigende Muskeln. Es wurde davon ausgegangen, dass bei den Rueckenschmerzpatienten vor der Therapie die tonischen Muskeln erhoehte und die phasischen Muskeln erniedrigte Muskelspannungswerte aufweisen, verglichen mit einer Gruppe gesunder Kontrollversuchspersonen. Nach den Trainingseinheiten erwarteten wir einen Ausgleich dieser muskulaeren Dysbalancen. Die fuenfzehn Rueckenschmerzpatienten wurden zufaellig dem Muskelaufbautraining (n=8) oder dem muskulaeren Entspannungstraining (n=7) zugewiesen. Beide Gruppen unterzogen sich der Therapie zwoelf Wochen lang. Bezueglich des subjektiven Rueckenschmerzerlebens ergaben sich folgende Ergebnisse: Das Muskelaufbautraining bewirkte eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Abnahme der Schmerzen, waehrend das muskulaere Entspannungstraining geringe, nicht signifikante, Effekte zeigte. Eine erneute Erhebung des Schmerzerlebens drei Monate nach Beendigung der Therapie zeigte jedoch eine erneute Zunahme der Schmerzen bei beiden Patientengruppen, vergleichbar den Werten vor den Therapiemassnahmen. Im Hinblick auf das postulierte muskulaere Ungleichgewicht in der Muskelspannung, sowie einer "Normalisierung" durch die Trainingsmassnahmen, erbrachte die Studie wenig Bestaetigung: Prae-chronische Rueckenschmerzpatienten weisen vor den Trainingsmassnahmen im Rumpfbereich eine erhoehte Muskelspannung auf. Das muskulaere Aufbautraining bewirkt eine Abnahme der erhoehten Muskelspannung in 50% der Ableitorte, die jedoch, ausser an drei Ableitstellen, statistisch nicht bedeutsam ist. Das muskulaere Entspannungstraining hingegen fuehrte insgesamt zu keiner Reduktion der Muskelspannung. Als Mechanismen der Schmerzreduktion werden biomechanische und psychologische Faktoren sowie exercise induced analgesia (EIA) diskutiert. Verf.-Referat