Bewaeltigung eines Ultratriathlons - physiologische und psychologische Aspekte extremer Ausdauerbelastung

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Welsch, Patrick
Veröffentlicht:Aachen: Techn. Hochsch. (Verlag), 1993, 1993. 52 S., Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199509102688
Quelle:BISp

Abstract

In einer sportmedizinisch-psychologischen Pilotstudie wird einerseits das koerperliche Leistungsvermoegen und das Verhalten der beta-Endorphine im Serum untersucht. Andererseits wird - bei theoretischer Bezugnahme auf das transaktionale Stresskonzept von LAZARUS (1987) - das Bewaeltigungsverhalten von elf Triathleten mittleren bis hohen Leistungsniveaus im Rahmen eines Langtriathlons (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen; acht Triathleten: 1w, 7m) und eines Ultralangtriathlons (7,4 km Schwimmen, 364 km Radfahren, 84 km Laufen; drei Triathleten) anlaesslich physischer und psychischer Belastungssituationen analysiert. Darueber hinaus werden Motivation, psychologische Variablen ("seelische Gesundheit" und "Verhaltenskontrolle" des Trierer Persoenlichkeitsfragebogens) und moegliche Zusammenhaenge zwischen Plasma-beta-Endorphinen und dispositionellen und situativen psychologischen Variablen untersucht. Anhand der Konfrontation mit Videoaufzeichnungen sowie spontaner Aeusserungen der Sportler waehrend des Wettkampfes nennen die Triathleten zwei Tage nach dem Wettkampf belastende Situationen und schildern retrospektiv deren Ursprung und die von ihnen eingesetzten Bewaeltigungsstrategien (-modi). Bei 88 genannten Belastungsreizen ueberwiegen die internalen Stimuli ueber die externalen Stimuli. Die Belastungsreize werden nach den Kategorien Erwartbarkeit, Wichtigkeit und Kontrollierbarkeit eingeschaetzt. Fuer 88 Belastungsreize werden 203 Bewaeltigungsmodi angegeben. Die genannten Bewaeltigungsmodi werden nach palliativen (emotionsbezogenen) und instrumentellen (problemloesebezogenen) Bewaeltigungsmodi klassifiziert. Beide Kategorien von Bewaeltigungsmodi werden unabhaengig von der Einschaetzung des Belastungsreizes gleich haeufig eingesetzt. Bei kognitiven Belastungsreizen dominieren palliative, bei einigen externen Belastungsreizen instrumentelle Bewaeltigungsabsichten. Ueber die Ironmandistanz findet sich eine tendenziell positive Korrelation zwischen Adaequatheit des Bewaeltigungsverhaltens (Fremdratings) und der alterskorrigierten Wettkampfzeit. Es wird geschlossen, dass Triathleten waehrend eines (Ultra-) Langtriathlons auf belastende Situationen mit einer Vielzahl sequentiell und/oder parallel ablaufender kognitiver, emotionaler und handlungsbezogener Bewaeltigungsstrategien reagieren. Auf die Notwendigkeit der Verbesserung der individuellen Bewaeltigungskompetenz im Rahmen des psychologischen Trainings wird hingewiesen. Mittels Interview und Fragebogen werden die Triathleten nach den Beweggruenden fuer solche extremen Ausdauerbelastungen gefragt. Es zeigt sich, dass die Motivation, an einem Ultratriathlon teilzunehmen, eng mit dem Selbstbild und dessen Aktualisierung verknuepft ist. Soziokulturelle und psychodynamische Aspekte des Motivationsprozesses werden eroertert. Die Ueberpruefung moeglicher Zusammenhaenge zwischen im Plasma mittels RIA gemessenen beta-Endorphinen (beta-E), deren relativer Veraenderung und dispositionellen und situativen psychologischen Variablen erbringt keine substantiellen Korrelationen. Darueber hinaus findet sich kein Zusammenhang zwischen Haeufigkeit und Dauer von euphorisierenden Erlebnissen und Entzugszeichen bei Aussetzen von Ausdauertraining. Bei der phaenomenologischen Analyse der Stimmungsveraenderungen kann zwischen quantitativen (Gefuehle der Zufriedenheit) und qualitativen (Euphorie) Veraenderungen unterschieden werden. Beta-Endorphinen kommt nach unseren Ergebnissen weder eine ursaechliche Bedeutung bei der Bewaeltigung extremer Ausdauerbelastungen zu, noch stellen sie einen motivationalen Faktor dar. Hypothesen ueber kausale Zusammenhaenge zwischen beta-E und belastungsinduzierten Veraenderungen von Stimmung und Schmerzerleben werden kritisch diskutiert und auf die Notwendigkeit integrativer Theorien hingewiesen.
Verf.-Referat