Abstract

Verf. stellt einige Ausgangsueberlegungen fuer die Diskussion ueber eine Ethik des Sports an. Dabei geht er den Fragen nach, ob man von einem spezifisch sportlichen Wertesystem reden kann, wie man den Begriff einer Sportethik definieren koennte, und wo die Unterschiede zur olympischen Idee liegen. Verf. sieht den modernen Sport des 20. Jh. als Bruch an, mit urspruenglich kriegerischen und blutruenstigen Praktiken. Wenn man im heutigen Sport Wettkampf, Streit und Gegnerschaft findet, so sind dies reglementierter Wettkampf, symbolischer Streit und ritualisierte Gegnerschaft, bei der die Gegner zugleich Partner sind. Ein wirklicher Sieg kann nur bei Chancengleichheit errungen werden und auf die Niederlage folgt keine Erniedrigung. Dadurch gewinnt der Sport einen erzieherischen und kulturellen Wert, ohne den er nicht existierte. Verf. warnt davor, Teile des Sports, wie den Hochleistungs- und Profisport, aus dem sportlichen Wertesystem auszugliedern und der Kommerzialisierung, dem Doping und dem Nationalismus zu ueberlassen. Der Leistungssport sollte weiter seine Vorbildrolle fuer alle Sporttreibenden erfuellen koennen. Gleichzeitig fordert Verf. dazu auf, die spezifisch sportlichen Werte nicht mit moralischen Werten wie Teamgeist, Ehre und Kampfgeist zu verwechseln, die zwar positiv aber nicht konstitutiv fuer den Sport sind. Ranly