Metabolische Azidose, ihre Bedeutung unter physiologischen und pathologischen Bedingungen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Kindermann, W.
Erschienen in:Fortschritte der Medizin
Veröffentlicht:96 (1978), 5, S. 221-226
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0015-8178
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU197903008500
Quelle:BISp

Abstract

Unter akuter physiologischer Belastung findet sich nach knapp 1- bis 2minuetigen erschoepfenden Laeufen (400, 500 und 800 m) die staerkste Laktat-Azidose mit pH-Werten bis unter 6,9 und Laktat-Spiegeln bis 25 mMol/l im arteriellen Blut. Zwischen Laktat und Base-Excess im arteriellen Blut besteht waehrend undnach Koerperarbeit eine hochsignifikante Beziehung, wobei die Laktat-Konzentration ca. 80-90 des Base-Excess-Wertes betraegt. Die anaerobe Kapazitaet zeigt eine deutliche Altersabhaengigkeit. Das Maximum der anaeroben Energiebereitstellung wird im 3. Lebensjahrzehnt erreicht. Geschlechtsspezifische Unterschiede der anaeroben Kapazitaet konnten nicht festgestellt werden. Die Verminderung der arbeitsbedingten metabolischen Azidose durch Puffersubstanzenwirkt nicht leistungsfoerdernd, so dass die Bedeutung des pH-Wertes als leistungslimitierender Faktor bei kurzdauernden Belastungen in Frage gestellt werden muss. Hohe Laktat-Spiegel und tiefe pH-Werte sind im gesunden Organismus ohne nachteiligen Effekt. Laktat-Azidosen bei praeexistenten Funktionseinschraenkungen wichtiger Organsysteme sind prognostisch voellig anders zu bewerten. Nicht jede metabolische Azidose sollte sofort mit Puffersubstanzen behandelt werden (z.B. unkomplizierte Keto-Azidose bei Diabetes mellitus), da ein schneller Azidose-Ausgleich auch zu nachteiligen Folgen fuehren kann. Das Verhaltendes Saeure-Basen-Haushaltes im arteriellen Blut stellt bei Patientenmit Belastungsherzinsuffizienz kein verlaessliches diagnostisches Kriterium dar. Verf.-Referat