Effekte von wiederholten Trainingslagern in niedrigen Höhen im Saisonverlauf auf die Hämoglobinmenge und die Leistungsfähigkeit bei Elitebiathlet*innen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Wachsmuth, Nadine Bianca (Universität Bayreuth / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Exercise Physiology and Metabolism, Tel.: 0921 55-5832, nadine.wachsmuth at uni-bayreuth.de)
Forschungseinrichtung:Universität Bayreuth / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Exercise Physiology and Metabolism
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 072052/22-23)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2022 - 02/2023
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020220700162
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Ausdauersportler*innen gehen regelmäßig ins Höhentrainingslager, um ihre Hämoglobinmenge und folglich die Leistungsfähigkeit im Flachland zu steigern. Dabei haben sich über die Jahre die beiden Höhentrainingskonzepte Live-high-Train-high (LH-TH) und Live high-Train-low (LH-TL) zur Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit etabliert. Entscheidend für die hämatologische Höhenanpassung ist der Hypoxiereiz, der nach aktueller Meinung optimaler Weise dann gewährleistet ist, wenn ein klassisches Höhentrainingslager (LH-TH, >2100m) oder ein LH-TL Trainingslager (~3000 m) über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen absolviert wird. Allerdings deuten auch Studien darauf hin, dass in einer Höhe von 1600m eine effektive Blutneubildung erfolgen kann. Auch die Häufigkeit der durchgeführten Höhentrainingslager könnte eine effektivere Höhenanpassung beeinflussen, wobei es hierzu kaum wissenschaftliche Daten gibt. Beim Biathlon handelt es sich um eine Kombinationssportart, bei der es neben einer sehr guten Ausdauerleistungsfähigkeit auch auf eine sehr hohe Präzision beim Schießen ankommt. Vor allem für das Schießtraining ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig, die in den großen Höhen (>2000 m) nicht vorhanden ist. Die Anwendung von mehreren Höhentrainingslagern in niedrigeren Höhen könnte somit eine vielversprechende Alternative zu den klassischen Höhentrainingskonzepten in großen Höhen liefern, um eine optimale Trainingsdurchführung bei Biathlet*innen zu gewährleisten. Deshalb ist es das Ziel dieses Projektes, die hämatologische Höhenanpassung und Leistungsentwicklung nach mehreren in Folge durchgeführter Höhentrainingslager (1450m und 1800m) bei Biathlet*innen zu untersuchen. Dabei soll herausgefunden werden, ob der Hypoxiereiz in diesen Höhen für die individuellen Sportler*innen ausreichend ist und ob mehrere Höhentrainingslager nacheinander zu einer Akkumulation der Höhenanpassung führen und dadurch die Leistungsfähigkeit im Flachland verbessert wird.

Planung

Im Rahmen einer Trainingssaison im Biathlon (Mai – November) soll jeweils vor und nach 4 Höhentrainingsmaßnahmen die Hämoglobinmenge mittels der optimierten CO-Rückatmungsmethode bestimmt werden. Die Höhentrainingslager finden dabei hintereinander mit jeweils nur kurzen Flachlandaufenthalten (ca. 6 Wochen) dazwischen statt. Die Leistungsfähigkeit wird mit einem sportartspezifischen Ausbelastungstest vor und regelmäßig nach den jeweiligen Höhentrainingslagern ermittelt sowie die Wettkampfleistung analysiert. Zur Quantifizierung des Hypoxiereizes tragen die Athlet*innen in der Nacht ein Pulsoximeter, um die Sauerstoffsättigung aufzuzeichnen sowie ein Holter-Mini EKG, das sowohl HF als auch HRV aufzeichnet, um die autonome Stressreaktion auf das Höhentraining zu überprüfen. Um sicherzustellen, dass bei den Athlet*innen kein Eisendefizit vorliegt, werden jeweils vor, während und nach den Höhentrainingslagern venöse Blutproben entnommen, um den Eisenhaushalt zu überprüfen. Diese Blutproben werden auch zur Analyse von Entzündungsparametern, um hemmende Faktoren auf die Erythropoiese auszuschließen sowie von Erythropoietin, um die Effektivität des Hypoxiereizes zu prüfen, herangezogen. Weitere Einflussfaktoren auf die Hämoglobinmenge, wie Trainingsintensität, Körperzusammensetzung und Menstruationszyklus werden während der Höhentrainingslager ebenfalls erhoben. Dabei dokumentieren die Trainer*innen während des Höhentrainingsmaßnahmen detailliert das Trainingsvolumen und die Belastungsintensität; die Herzfrequenz (HF) unter Belastung wird mittels HF-Brustgurt erhoben, kapillare Blutlaktatmessungen im Rahmen der Trainingssteuerung werden durchgeführt sowie täglich das subjektive Befinden digital erfasst. Die Körperzusammensetzung wird mittels einer portablen Bio-Impedanz-Analyse bestimmt. Alle Untersuchungen werden zudem in regelmäßigen Abständen bei einer Kontrollgruppe im Flachland durchgeführt.

Ergebnisse

Die Erkenntnisse aus der Studie sollen Trainer*innen, Athlet*innen und Sportfunktionär*innen für die Planung ihrer Höhentrainingsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden und Auskunft liefern, ob und ab welchen Höhen ein Trainingslager für einzelne Athlet*innen zu einer effektiven hämatologischen Anpassung und einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit führt. Dabei sollen zuerst Empfehlungen für die Sportart Biathlon formuliert werden, welche dann aber auch auf weitere Ausdauersportarten übertragen werden können. Die Ergebnisse werden in Absprache mit dem Deutschen Skiverband bei entsprechenden Schulungen und Seminaren vorgestellt. Zudem werden die Ergebnisse auf nationalen (Deutscher Sportärztekongress, DSV-Tagung) und internationalen Tagungen (European College of Sport Science, ECSS) präsentiert und in internationalen, wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert.