Verlässliche Klassifizierung im Sehbehindertensport

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Heinrich, Sven (Universität Freiburg / Universitätsklinikum / Klinik für Augenheilkunde, Tel.: 0761 270-40601, sven.heinrich at uni-freiburg.de)
Forschungseinrichtung:Universität Freiburg / Universitätsklinikum / Klinik für Augenheilkunde
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070403/19-20)
Kooperationspartner:Deutscher Behindertensportverband
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2019 - 12/2021
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020181200138
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Eine korrekte Klassifizierung der Athleten ist im Behindertensport eine wichtige Voraussetzung für einen fairen Wettkampf. Eine zuverlässige Feststellung des Sehvermögens erfordert bisher die Kooperation des Athleten. Es gilt als sicher, dass ein beträchtlicher Teil der Athleten die Klassifizierer täuscht. Im Rahmen des geplanten Projekts sollen Verfahren entwickelt und validiert werden, die auch bei unzuverlässiger Kooperation eine verlässliche Klassifizierung ermöglichen. Hierzu sollen verschiedene Einzeltests entwickelt werden, die entweder mangelnde Mitarbeit signalisieren können oder, da sie auf physiologischen Maßen beruhen, mit wenig Mitarbeit auskommen. Die Ergebnisse der Einzeltests sollen mit Hilfe von Verfahren aus der Bayesschen Statistik zusammengefasst werden, so dass den Klassifizierern eine solide Entscheidungsgrundlage zur Verfügung steht. Hierfür wird ein umfangreicher Referenzdatensatz erhoben. Zentrales Ziel des Projekts ist die praktische Anwendbarkeit des Verfahrens. Diese wird durch eine Serie von Vor-Ort-Untersuchungen bei Wettkämpfen und Trainingslagern gewährleistet. Das Projekt soll mit konkreten Empfehlungen für den Transfer der Ergebnisse in die Praxis abschließen.

Planung

Projektteil 1 (Jan. 2019-Jun. 2019), Entwicklung einer Testbatterie: Entwicklung objektiver und subjektiver Tests, Pilotmessungen inkl. Prüfung der Täuschungsresistenz.
Projektteill 2 (Jul. 2019-Sept. 2020), Gewinnung von Normdaten: Datenerhebung an Normalpersonen und Sehbehinderten.
Projektteil 3 (März 2020-Okt. 2020), Entwicklung statistischer Werkzeuge: Datenaufbereitung und Softwareentwicklung
Projektteil 4 (Jun. 2020-Nov. 2020), Prüfung der Praxistauglichkeit: Vor-Ort-Untersuchungen, Auswertung der dabei erhobenen Daten.
Projektteil 5 (Dez. 2020), Endauswertung, Transferkonzept: Erstellung eines praxisorientierten konkreten Transferkonzepts mit Handlungsvorschlägen.

Ergebnisse

Der Arbeitsplan und die organisatorische Struktur ist darauf ausgelegt, ein praxistaugliches Verfahren und konkrete Konzepte zum Transfer in die Praxis zu entwickeln. Die systematische Umsetzung erfordert eine Entscheidung der zuständigen Gremien und kann schrittweise erfolgen, da das vorgeschlagene Konzept das bisherige Klassifizierungsverfahren ergänzt statt es zu ersetzen. Für die praktische Umsetzung wären lediglich Geräte zu beschaffen und die Klassifizierer zu schulen. Eine Variante, die keine weiteren Vorbereitungen erfordern würde, wäre die Durchführung entsprechender Untersuchungen in der hiesigen Augenklinik. ¿Ein sehr wichtiger Aspekt ist, dass die im Rahmen des Projekts entwickelten und validierten Verfahren zunächst zusätzlich zu den international etablierten Klassifzierungsverfahren durchgeführt werden können, wenn der Klassifizierer dies für hilfreich erachtet. Dies ist vergleichbar mit der bisherigen Praxis, in Zweifelsfällen zusätzliche Untersuchungen anzufordern. So sind etwa elektrophysiologische Untersuchungen bereits auf den Klassifizierungsformularen vorgesehen. Aufbauend auf den Projektergebnissen kann eine Änderung der internationalen Regelungen durch die deutschen Verbände im nationalen Interesse kompetent mitgestaltet werden. Ein wichtiger Baustein für den Transfer in die Sportpraxis ist der Projektbeirat, über den die Sportpraxis (Sportler, Trainer, Klassifizierer) Einfluss auf den Projektverlauf nehmen kann und Projektergebnisse in die Praxis tragen kann.
Auf wissenschaftlicher Ebene erwarten wir, dass aus dem Projekt mindestens 3–4 Artikel in Fachzeitschriften hervorgehen, darüber hinaus sollen die Projektergebnisse auf nationalen und internationalen Tagungen vorgestellt werden. Die Erfahrungen und Daten aus dem Projekt werden eine wichtige Basis zur Entwicklung weiterer Testverfahren bilden, die dann auch andere Aspekte der Sehfähigkeit einschließen können, die bisher nicht in der Klassifizierung berücksichtigt werden.